Ghana



18. Oktober: Lomé – Accra

Endlich ist es soweit! Die Ärzte geben uns nach der Morgenvisite das OK und wir dürfen weiter. Vorerst muss aber noch das ganze Zeugs das sich im Zimmer angesammelt hat wieder verstaut werden. Bis das erledigt und der Aufenthalt bezahlt ist, wird es fast Mittag. Unser Koch wollte uns nicht ohne Essen gehen lassen, also durften wir zum Abschied nochmal seinen leckeren Nudelgratin geniessen. Natürlich sind wir unendlich froh, dass alles gut ausgegangen ist, und wir unsere Minis komplett gesund mitnehmen dürfen! Froh und gutgelaunt machen wir uns auf in Richtung Grenze nach Ghana. Die ist nach etwa einer Stunde erreicht und verlief erstaunlich problemlos. Vielleicht half es, dass wir überall erzählten, dass wir in 10 Tagen wieder hier sein würden?

Dann ging es also Richtung Accra, der Hauptstadt von Ghana. Schliesslich kommt Liliane morgen sehr früh. Laut Karte sollten es etwa 250km sein und wir waren zuversichtlich, dass bis am späten Nachmittag zu schaffen. Denkste! Die ersten 150km waren übelste Teer-Löcher-Piste wie wir sie nur vom Norden Togos kennen. Wir brauchten fast drei Stunden, um die zu schaffen und es war klar, dass uns unsere erste Nachtfahrt erwartet. Zum Glück wurde die Strasse dann besser und die restliche Strecke ging gut, auch nachts. Wir werden aber auch in Zukunft wenn möglich vermeiden, in der Nacht zu fahren. Das ist echt gefährlich, da die Afrikaner wohl denken, dass es extra kostet wenn man das Licht einschaltet. Sogar Lastwagen fahren zum Teil ohne Licht!

In Accra angekommen galt es den Flughafen zu finden. Wir nahmen Plan Leo in Angriff, d.h. – Taxichauffeur anstellen, der uns hinführt. Das Geld hätten wir uns sparen können, es war wirklich einfach ☺

Wir parkierten dann auf dem Parkplatz und bastelten noch schnell ein Plakat um Liliane Willkommen zu heissen. Die Kids wollten alle unbedingt auch um 5 Uhr aufstehen, um die langersehnte Ankunft ja nicht zu verpassen.


19. Oktober: Accra – Crocrobite

Ui, klingelte der Wecker früh! Um viertel vor fünf war Tagwacht, Lilianes Flieger sollte um 5.15 landen. Schnell ein Kaffee und Kondensmilch trinken und dann ab in die Ankunftshalle. Der Flieger landete pünktlich und Liliane kam recht schnell. War das eine Freude! Wir waren alle ganz aufgeregt und hibbelig. So viel, das nicht so gut lief in letzter Zeit, und jetzt endlich wieder mal ein ganz positiver Punkt! Schon auf dem Parkplatz erhielten die Kinder ein paar Geschenke von zu Hause. Köstlichkeiten wie Schokolade und Cervelats mussten natürlich schnell in die Kühle.

Und dann das allergrösste! Das NAVI! Ja, wir haben endlich das kostbare Gerät in den Händen und Jochen hatte zu Hause schon den nächsten Weg einprogrammiert. Also das neue Spielzeug anschmeissen und raus aus der Stadt. Wer mit Navis reist, weiss, wie einfach es damit ist. Für uns aber eine ganz neue Erfahrung. So alle 5 Minuten meinten entweder Erich oder ich „hätten wir nie gefunden!“

Pünktlich zum Frühstück kamen wir bei Bigmillys an und belohnten uns mit frisch gepressten Saft und allerlei Köstlichkeiten aus der Küche. Der Ort ist schön und innerhalb der Anlage sauber. Leider ist der Strand nicht so der Hit. Es hat viele Fischer und dementsprechend viel Abfall. Dafür ist der ganze Tag immer was los.

Heute war sowieso Ruhe angesagt. Liliane hat wenig und nichts geschlafen und auch wir anderen waren müde. Sind es einfach nicht mehr gewöhnt, so früh aufzustehen!

Wir genossen frische Ananas und ein schattiges Plätzchen und dann durften wir auch noch alle anderen Geschenke in Empfang nehmen. Ach war das schön! So viele liebe Menschen zu Hause, die an uns denken und was mitgegeben haben für uns!!! Vergäuts Gott viu tuusig mau!

Dank Patrice haben wir jetzt auch wieder ein Zelt, das wir eigentlich für Liliane aufstellen wollten. Es war aber viel zu heiss und sie machte es sich für die Nacht in unserem Moskito-Netz-Zelt bequem.


20. Oktober: Crocrobite

Leider nicht lange – es fing nämlich an zu regnen und wir improvisierten im inneren unseres Schtudegumpers. In der Nacht stürmte es dann heftig, das Wasser stand bis zu 25cm hoch! Am Morgen hiess es als allererstes, die fortgeschwemmten Schuhe und Sachen zusammenzusuchen. Schon braute sich über unseren Köpfen wieder etwas zusammen und einer der Angestellten bat uns, den Camion anderswo abzustellen. Also zügelten wir in aller Eile und wurden dabei schon wieder klatschnass. Schon eindrücklich, so ein Tropenregen! Das Frühstück nahmen wir dann ganz gemütlich drinnen im Schtudegumper und spielten und plauderten angeregt, bis es endlich mit Regnen aufhörte. Boah, alles war dreckig! Liliane machte trotz ihrer Ferien den ganzen Nachmittag mit den Kindern Schule, Erich und ich putzten und werkelten und wuschen Wäsche.

Im Vorfeld hatten wir uns entschieden, dass heute der 10. Oktober ist und wir endlich Erichs Geburtstag nachholen. Zum Dessert gab es ein hausgemachtes Schoggimousse (Päckli vom Aldi, mit frischer Schlagsahne aus der Schweiz – miammiam!) Am Abend gingen wir dann ins Restaurant essen und Erich erhielt sogar ein Geburtstagsständchen von einem bekifften Servierboy. Lustig wars auf alle Fälle! Erich und ich genehmigten uns dann noch eine Pina Colada, laut Eigenwerbung die beste diesseits des Äquators. Lecker war es definitiv! Da die letzte Nacht nicht so erholsam war, gingen wir sehr früh schlafen. Liliane quartierte sich von Anfang an auf dem Schtudegumperboden ein. Das Wetter sah immer noch nicht wirklich stabil aus.


21. Oktober: Crocrobite – Ko Sa bei Elmina

Heute wollten wir weiter, schliesslich warten irgendwo sicher noch schönere Strände als dieser hier auf uns. Das Frühstück nahmen wir wieder im Restaurant ein, wir litten unter akutem Brotmangel ;-)

Auf dem Weg zurück zur Hauptstrasse deckten wir uns mit schönem und frischem Gemüse ein und machten uns auf die Suche nach einem Bankomat und Diesel. Ausserdem mussten wir dringend wieder einmal einkaufen. Bei der Tankstelle sagte man uns, dass es ein grosses Einkaufszentrum genau an dieser Strasse habe. Tatsächlich, wir fanden einen Shoprite – den kannten wir schon von Namibia her. Wir versäumten uns recht lange in dem grossen Laden. So viel Auswahl und so viel, das man kaufen könnte – es war herrlich. Wir versuchten uns auch wieder mal mit Fleisch einkaufen, denn es hatte auch Eis das man erstehen konnte. Damit und mit der Kühlbox sollte es eigentlich gehen.

Als alles erledigt war, fuhren wir Richtung Elmina. Big Milly (die übrigens eine nette, etwa 65 Jahre kleine und feine Lady – also alles andere als eine Big Milly ist) gab uns den Tipp, dass es dort eine schöne Lodge direkt am Meer habe. Mit dem Navi war das auch recht schnell gefunden. Nach etwa 3 Stunden Fahrzeit erreichten wir das Ziel und es war einfach herrlich! Der Platz ist wunderschön sauber und sehr gepflegt. Die Toiletten sind sauber und alle Bungalows sind schön bunt bemalt. Liliane ging mit den Kindern sofort an den Strand während Erich und ich uns installierten.

Zum Znacht gabs dann ein leckeres Rindsfilet. Zwar aus der Pfanne und nicht grilliert aber es schmeckte trotzdem herrlich.

Speziell mein Plauder-Nachholbedarf war sehr gross und Liliane war ein dankbares Opfer! Sie hatte jetzt auch die Möglichkeit, die Schulleistungen der Kinder bisher genauer anzuschauen und wir on Tour sind wirklich sehr erleichtert, dass wir gut im Programm sind! Leo ist sogar noch ein bisschen weiter als er eigentlich müsste. Ist ein gutes Gefühl für Erich und mich als Hobbylehrer. (jaaaa, ich weiss, Eigenlob stinkt gewaltig, aber jemand muss doch rühmen, oder???)

Da das Wetter stabil aussah, probierten wir es noch einmal mit dem Moskitozelt und endlich konnte auch Liliane mal gut schlafen.


22. Oktober Ko Sa

Ein fauler Strandtag mit Spielen und Lesen. Am Abend gingen wir dann ins Restaurant essen. Es war recht gut, aber ziemlich teuer. Nun, man kann nicht alles haben!


23. Oktober Ko Sa – Lake Bosomtwe

Wieder eine angenehme und ruhige Nacht. Trotzdem wollten wir früh los, wir wollten das Sklavenfort in Elmina besuchen und dann weiter hoch in den Norden zu dem Kratersee. Dass das früh losfahren bei Raubers so eine Sache ist, dass wissen wir mittlerweile… Bis wir dann losfuhren war es halb elf.

Das Fort erreichten wir dann sehr schnell. Das war kein pures Vergnügen. Das Fort ist zwar sehr schön direkt am Meer gelegen. Aber wenn man dann weiss, was hier alles passiert ist, verliert der Ort seine Schönheit und es bleibt ein beklemmendes Gefühl. Wir sahen Kerker, in denen man die Sklaven einfach verhungern und verdursten liess. Wenn ein Sklave sich nicht an die Regeln hielt, wurde er kurzerhand da hineingeworfen mit dem Wissen, dass er diesen Ort nicht lebend verlassen wird.

Es gibt drei Stockwerke. Im untersten wurden in einem Teil die männlichen Sklaven gefangen gehalten, im anderen die weiblichen. Der zweite Stock war den Wärtern und sonstigem Personal vorbehalten und zuoberst residierte der Gouverneur. Am meisten schockierte uns die Tatsache, dass direkt über dem Männlichen Sklavengefängnis die Kirche war. Oben beteten die holländischen Herrscher und unten harrten 600 Sklaven ihres Schicksals. Insgesamt warteten jeweils 1000 Sklaven auf ihre Verschiffung, 600 männliche, 400 weibliche. Die Frauen hatten ungefähr gleich viel Platz zur Verfügung wie die Männer. Aber trotzdem – es war eng und beklemmend. Auch jetzt noch hat man das Gefühl, dass es in den Räumen sehr streng riecht. Wie gross muss das Elend gewesen sein! Wir können uns das absolut nicht vorstellen, wie sehr die Menschen hier gelitten haben.

Wir lernten, dass zwei Drittel aller Sklaven entweder im Fort oder dann auf dem Weg zu ihrem Bestimmungsort gestorben sind. Insgesamt wurden 60 Millionen Sklaven aus Afrika gefangen genommen. 7 Prozent davon landeten in Elmina.

Das Fort wurde von den Portugiesen gebaut, später von den Holländern erobert und anschliessend von den Engländern. 1975 bei der Unabhängigkeit Ghanas wurde es dann an die Bevölkerung zurückgegeben und diente eine Zeitlang als Administrationsgebäude. Bis dann vor einigen Jahren entschieden wurde, eine Art Museum zu machen um der Welt zu zeigen, was hier passierte.

Traurig und mit einem beklemmenden Gefühl verliessen wir dann diesen traurigen Ort. Die Strasse in den Norden war zu Beginn noch sehr gut. Leider kam dann ein Streckenabschnitt mit schlechter Strasse und bald war wieder klar, dass wir das Tagesziel erst Nachts erreichen werden.

Der Ort Kumasi erreichten wir dann bei Einbruch der Nacht und fanden auch schnell den Wegweiser zum angepeilten „Rainbow Village“. 5 km Rüttelpiste erwartete uns und etwa auf der Hälfte des Weges war es dann plötzlich nicht mehr möglich, weiterzukommen. Die Regen schwemmte einen Teil der Piste weg und auf einer Brücke hatte es ein riesiges Loch. Es war uns echt zu gefährlich, da weiterzufahren und Erich musste dann wohl oder übel auf der engen Strecke rückwärtsfahren. Nachts ist das kein wirkliches Vergnügen. Wieder einmal halfen uns ein paar Einheimische und Erich konnte dann auch wenden. Beim „Paradise Ressort“ kamen wir dann doch noch unter. Zwar empfingen sie uns nicht grad mit offenen Armen, da sie für Overlander nicht eingerichtet sind. Nach einigem Hin und Her ging es dann aber doch.

Zum Znacht gab es dann komische Bratwürste mit weniger komischen Bratensauce, Kartoffelstock und Apfelmus. Pappsatt machten wir früh Feierabend. Der Tag war in mancher Hinsicht sehr anstrengend!


24. Oktober: Lake Bosumtwe – Farm bei Nkawkaw

Liliane wurde schon früh von einer Messe im laut aufgedrehten Radio geweckt. Den Morgen verbrachten wir mit einem feinen Sonntagszmorge, Spielen und Beraten, wie es weitergeht. So toll ist der Platz hier nun auch wieder nicht. Der See ist zwar wunderschön, aber man kann leider nicht schwimmen gehen, da die Fischer ihre Netze ausgelegt haben. Für eine Bootstour ist es zu heiss und deshalb entschieden wir, heute ein wenig weiter zu fahren.

Der Weg führte uns zurück nach Kumasi und dann in Richtung Voltasee. Das ist zwar in einem Tag nicht zu schaffen, aber wir sind ja bestens ausgerüstet um unabhängig irgendwo zu übernachten. Gegen 16 Uhr fingen wir dann an, nach einem Platz Ausschau zu halten. Wieder mal sahen wir am Horizont Gewitterwolken aufziehen – die Regenzeit bleibt dieses Jahr wirklich lange!

Am Strassenrand entdecken wir dann ein nett aussehendes Restaurant und kurzerhand fragen wir nach, ob wir hier vielleicht übernachten könnten. Die Jungs sind zwar ein wenig erstaunt, rufen dann aber ihren Vater um abzuklären, ob das denn gehe. Der wiederum ist unglaublich grosszügig und bittet uns, direkt zu ihm nach Hause zu kommen! Ein wenig abseits der Strasse dürfen wir dann auf seine Farm fahren und werden da mit offenen Armen empfangen! Es ist unglaublich, wie grosszügig und gastfreundlich die Menschen hier sind. Wenn doch mehr Weisse diese Erfahrung machen dürften, das Bild von Afrika in Europa wäre um so vieles besser!

Wir wollten natürlich unseren Beitrag auch leisten und fragten, ob wir im Restaurant Nachtessen könnten. Natürlich geht das, aber sie haben hier nur Afrikanisches Essen. Ja – wenn es weiter nichts ist, dann gerne! Grins. Was uns dann erwartete – das konnten wir uns beim Besten Willen nicht vorstellen. Natürlich haben wir schon Afrikaner essen sehen. Natürlich wussten wir, dass sie am Boden kauern und von Hand essen. Nur – es dann selber zu probieren und dabei keine Grimassen zu ziehen und sich zusammen zu nehmen, das war gar nicht einfach. Liliane hat sich auf alle Fälle köstlich über uns amüsiert. Sie war sich das von Indien natürlich gewöhnt. Vor allem wir Mädels hatten ziemliche Schwierigkeiten. Das Foufou (zerstampfter Yam-Brei) ging ja noch. Es war irgendwie wie ganz zäher Kartoffelstock. Aber die Sauce und das Fleisch…. Naja. Der Vater und Besitzer erklärte uns, dass sei Buschfleisch. Auf Nachfrage, was genau sagte er irgendwas von Antilope? Genau haben wir ihn nicht verstanden und ehrlich – so genau wollten wir das auch nicht wissen. Die Sauce war dann sehr scharf und ich schäme mich, es zu sagen, aber jedes Mal, wenn ich einen Bissen hinunterwürgte, musste ich mich ganz fest konzentrieren – ich würgte wie verrückt und mein Körper wollte das fremde wieder rausgeben. Habe dann gemerkt, dass es am besten geht, wenn ich es in den Mund stopfe und einfach ganz hinunterschlucke.

Das schlimmste war dann – wir gaben die Teller fast unberührt wieder zurück. Ich habe mich wirklich dafür geschämt, denn das haben sie einfach nicht verdient. Nur – es ging einfach nicht! Nur Erich und Liliane haben da wirkliche Grösse gezeigt und alles verputzt.

Wir stammelten dann etwas von „nicht sehr hungrig“ und der Besitzer wollte dann kein Geld dafür. Aber das kam natürlich nicht in Frage! Wir durften dann in die Küche zu den fleissigen Helfern im Hintergrund und es war spannend, ihnen bei der Arbeit zuzuschauen. Leider war es schon dunkel und sie haben keinen Strom da. Wir versprachen dann, am Morgen wieder vorbei zu schauen und wurden freundlich verabschiedet.

Wir waren alle sehr müde und wollten ins Bett. Ein Blick auf die Uhr – es war erst sieben Uhr! Egal – in die Heia!


25. Oktober: Farm Eden – Stausee Volta

Schon früh weckten uns die unzähligen Viecher auf der Farm. Ausgeschlafen und gut gelaunt wurden wir von einem der Jungs des Besitzers begrüsst. Er führte uns dann voller Stolz auf ihrem Besitztum herum. Mit gutem Grund! Es ist unglaublich, was sie alles aufgebaut haben. Sie haben viele Fruchtbäume und diverse Gemüse, die an der Strasse verkauft werden. Dann haben sie eine Fischzucht und eine Klein-Tier-Farm. Hier sahen wir dann auch das Buschfleisch, dass wir am Vorabend vorgesetzt bekamen. Welches Tier genau wir verspeist haben, wissen wir immer noch nicht. Auf alle Fälle hatte es auch Riesenratten. Aber die seien nicht zum Verspeisen… Es war schon fast Mittag bis wir uns endlich verabschiedeten. Den Nachmittag verbrachten wir wieder auf der Strasse und mit Wegsuchen. Das beste Navi nützt nichts, wenn noch keine andere Touristen hier durchgefahren sind und Wegpunkte markiert haben. Am späten Nachmittag erreichten wir dann den unteren Staudamm des Voltasees. Als wir fragten, ob wir besichtigen dürften, ernteten wir wieder einmal komische Blicke. Es stellte sich dann heraus, dass wir eigentlich am falschen Ort sind. Der grosse Stausee ist nochmals etwa 30km entfernt und dort sind sie eher auf Touristen eingerichtet… Wir durften dann trotzdem hinein unter der Bedingung, dass wir keine Fotos machen. Wir könnten ja auch Industriespione sein, oder?

Einer der Wärter erzählte uns, dass es hier einen Schweizer gebe. Kurzerhand entschlossen wir uns, den „Markus“ mal suchen zu gehen. Wir hatten eine ungefähre Angabe und nach einigem Verfahren kamen wir dann bei dem Clubgelände des Stauwerks an. Dieses Clubgebäude wurde von Italienern für die Angestellten und Gäste gebaut und wird heute nur noch sporadisch genutzt. Es hatte ein kleines Beizli dort und tatsächlich – da war auch Markus. Zuerst schien er wohl ziemlich baff, was wir denn von ihm wollten, er kannte uns schliesslich nicht und hat keinen Besuch erwartet. Der Überfall steckte er aber recht schnell weg und lud uns sogar zu ihm nach Hause ein. Da waren die Hemmungen aber dann doch zu gross und wir fragten, ob wir denn nicht hier würden übernachten können. Er rief den Chefwärter an und der kam dann auch noch auf ein Bierchen herbei. Erich managte die ganze Geschichte wunderbar mit dem Resultat, dass Liliane sogar ein klimatisiertes Zimmer mit Bad bekam! Als wir fragen, was es koste, sagte uns Markus, dass es uns offeriert werde, er habe dem Wärter auch schon das eine oder andere Mal geholfen und das gehe in Ordnung. Wow. Schon wieder ein Beweis der unglaublichen Gastfreundschaft hier! Markus kommt ursprünglich aus Innnertkirchen und ist seit über 20 Jahren hier in Ghana. Er ist hier verheiratet mit Elisabeth die darauf bestand, uns zum Frühstück einzuladen!

Wieder einmal verbrachten wir den Abend mit Routenplanen und abwägen, was wir noch machen können oder sollen. Leider gehen Lilianes Ferien langsam dem Ende entgegen und wir müssen ja auch noch das Angola-Visum besorgen. Darum entschieden wir dann, bereits morgen zurück nach Accra zu fahren, da der Ausflug zu den Wli-Falls wegen der Strassenverhältnisse einfach zu unsicher ist.


26. Oktober: Lake Volta – Accra

Markus holte uns um 8 Uhr ab zu sich nach Hause. Dort wurden wir von seiner Frau freundlich begrüsst und zum leckersten Frühstück unserer Reise bisher eingeladen! Da lachte das Herz und der Magen! Käse, Würstchen, Bohnen, Spiegeleier étc. Leo stopfte hinein wie schon lange nicht mehr. Keine Ahnung, wo der Kurze das alles hingepackt hat!

Leider hiess es schon wieder, Abschied zu nehmen. Wir hoffen wirklich, dass es ein Wiedersehen zu Hause geben wird. Markus geht mit seiner Familie ein bis zweimal pro Jahr in die Schweiz und wir sind guter Dinge, dass es mal klappen wird.

Da wir gestern ja am falschen Staudamm waren und wir plötzlich wieder viel Zeit zur Verfügung haben, entschieden wir uns, jetzt auch noch zum „richtigen“ Staudamm zu fahren. Dort angekommen mussten wir uns für den Besuch anmelden und bekamen auch einen Führer, der uns begleitete. Es ist unglaublich, wie gross die Staumauer ist und noch eindrücklicher, wie gross der See dahinter. Über 400km lang soll er sein. Hier wird der Strom für ganz Ghana erzeugt. Voll mit Informationen und eindrücklichen Bildern gönnten wir uns dann auf einem Schiff am See noch eine kleine Cola-Frühlingsrollen-Pause. Dann hiess es Abschied nehmen vom Norden und zurück in den Moloch Accra. Dort angekommen die nächste Herausforderung: Wo übernachten wir? Im Lonely Planet war ein Hotel angegeben, das Overlander akzeptieren würde. Endlich dort angekommen, entpuppte sich das Hotel als Luxushaus. Nichts desto trotz machten wir uns schmutzig und abgerissen wie wir nun mal herumlaufen auf den Weg zur Rezeption. Die verzogen keine Miene und baten uns freundlich, Platz zu nehmen. Wir bekamen dann höflich Bescheid, dass es Momentan leider nicht gehen würde mit übernachten, da gerade Umbauarbeiten im Gang seien. Jänu. Dann halt weitersuchen. Das nächste Hotel nebenan war dann weniger zuvorkommend, die winkten von vornherein ab. Jetzt war guter Rat teuer. Direkt an den Flughafen und es dort probieren? Zufälligerweise sahen wir dann zwischen den beiden Hotels noch einen Eingang. Als wir dort fragten, ob es vielleicht eine Möglichkeit geben würde, wurden wir zwar (wieder mal) komisch angeschaut und es musste natürlich gefragt werden, aber schlussendlich: Welcome to Ghana – wir können schon bleiben.

Erich musste dann unseren Schtudegumper wieder durch den wirklich üblen Verkehr lotsen und es war bereits wüst am Einnachten, als wir endlich unseren Platz nahe am Strand hatten. Der Ort entpuppte sich als eine Art Hippie-Szene. Jede Menge Rastamänner fanden uns sehr spannend. Wir bekamen alles angeboten: Von Gras über CD’s zu weniger moralischen Angeboten auf die an dieser Stelle nicht ausführlich eingegangen werden kann ;-) Wir lehnten all die grosszügigen Angebote ab und irgendwann konnte ich mich dann auch damit anfreunden, hier zu bleiben. Fühlte mich zu Beginn nämlich alles andere als wohl!

Trotz meiner Befürchtungen verbrachten wir dann aber eine ruhige Nacht!


27. Oktober: Accra

Leider der letzte Tag von Liliane in unserer Gesellschaft… Am Morgen konnte sie endlich noch ein paar geschnitzte Elefäntli besorgen. Souvenirbeschaffung ist in Ghana gar nicht einfach! Das gilt übrigens auch für Postkarten. Eigentlich komisch, Ghana ist doch um einiges touristischer als noch Mali oder Burkina, aber hier haben wir tatsächlich keine Karten gefunden.

Das Hauptziel des Tages war das Angola-Visum. Aber bitte keine Vorfreude – es klappte auch hier nicht! Extrem frustriert beratschlagten wir, wie es nun weitergehen soll. Auf der Botschaft haben sie uns gesagt, dass wir das erst in der Demokratischen Republik Kongo erhalten würden. Aber bis da hinunter fahren, ohne Garantie, dass es dann auch klappen würde? Bringt nichts – der letzte Tag von Liliane ist da und wir wollen schliesslich noch etwas unternehmen. Also entschieden wir, erst mal zum Coiffeur zu gehen.

Als erster kam Leo dran. Der Coiffeur schnappte ohne lang zu diskutieren die Tondeuse und verpasste ihm einen RS-tauglichen Schnitt. Da Leo aber noch weit von der Rekrutenschule entfernt ist, konnte er sich überhaupt nicht damit anfreunden ;-)

Als nächster kam Erich dran. Tapfer setzt er sich auf den Stuhl und sagt dem Figaro „please, not to short“ „Sure Mister“ – schnappt die Tondeuse und verpasst auch Erich ein Milimeterschnitt. Gröl! Ich kann mich nicht entscheiden, über was ich mehr lachen musste. Ob über Erichs Gesichtsausdruck oder über die Frisur an sich!

Kurz - (im wahrsten Sinn vom Wort…) die Jungs sehen jetzt wirklich manierlich aus.

Dann waren wir Mädels dran. Wir gingen aber nebenan in den Beautysalon. Der Name ist wirklich eher optimistisch gewählt. Grad viel mit Salon hatte das nicht zu tun. Spannend wars allemal. Der Boden war dick mit Teppichen ausgelegt, etwa 5 Stühle hatten in dem 4 Quadratmeter grossen Zimmer Platz ☺

Ganz optimistisch blätterten Yelena und ich in den dicken Beispielbüchern von L’Oréal und Co, um einen für uns passenden Haarschnitt zu wählen. Die Coiffeuse nickte dann auch zustimmend zu unserer Wahl und nahm sich zuerst Yelena vor. Sie packte kurzerhand ein Büschel Haar, fixierte es mit einem Gummeli und fing an, Haar herauszuzupfen und abzuschnipseln. Die Schere hatte die Grösse einer Nagelschere und dementsprechend zupfte es dann auch. Ahja – nass wurden die Haare natürlich nicht gemacht… Yelena war wirklich tapfer. Insgeheim habe ich damit gerechnet, dass sie der Haarmeisterin ins Gesicht springt und laut kreischend das Weite sucht. Nicht Yelena, nein, die schaut mich so von der Seite an und meint trocken „hier sieht mich ja niemand und es wächst ja wieder“! (habe ich schon mal erwähnt, dass ich stolz auf meine Kinder bin?!!!!!). Lara hatte schon im Vorfeld klar kommuniziert, dass sie entweder nur die Stirnfransen schneiden lässt, oder dann direkt einen Leo-Papi-Schnitt. Wir entschieden uns für die Fransen ☺

Dann war ich dran und mir war es ziemlich egal, was da verbrochen wird. Schliesslich hat mir Yelena ja grad gezeigt, wie man die Situation SOUVERÄN meistert. Da durfte ich natürlich nicht kneifen.

Die grosse Frage des Tages war dann aber doch, weshalb um Himmels Willen wir eigentlich Coiffeurbücher studieren sollten.

Egal. Die ganze Haarerei hat uns umgerechnet etwa 20 Franken für alle gekostet und man kann für den Preis ja nicht alles haben!

Nach diesem erfrischenden Erlebnis stürzten wir uns ins Shoppingvergnügen und verbrachten den ganzen Nachmittag mit rumlaufen, staunen und einkaufen.

Danach machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Wir werden die Nacht auf dem Parkplatz verbringen, da Liliane schon um vier Uhr früh einchecken muss.

Die Zeit verging leider viel, viel, viel zu schnell. Lara ist schon früh eingeschlafen, Leo hielt bis um halb drei durch und Yelena bis viertel vor vier. Erich stand dann wieder auf und wir verabschiedeten uns schweren Herzens von Liliane. Es war nicht ganz einfach, es war so schön und vor allem unkompliziert mit ihr zu reisen. Es war kurzweilig, sie wusste immer etwas zu erzählen und vor allem den Kindern werden die vielen Spielstunden fehlen. Danke Liliane, Du fehlst uns jetzt schon!!!!!!!!