Benin - Nigeria


6. November: Chez Alice – Abomey (Benin)

Gestern Freitag haben wir schlussendlich die Visas für Nigeria (30 Tage) und für Benin (15 Tage) erhalten. Da es dann schon wieder nach Mittag war, entschieden wir uns, erst heute Samstag loszufahren.

Der Abschied von Alice fiel uns allen schwer. Klar waren wir froh, endlich wieder „on the road“ zu sein. Aber die nette Dame ist uns allen sehr ans Herz gewachsen. Den Kindern natürlich auch die Tiere. Sie haben eine innige Freundschaft mit den Affen geschlossen (… was immer das heissen mag…)

Tatsächlich mit einem lachenden aber auch mit einem weinenden Auge verliessen wir das kleine Paradies gegen Mittag und machten uns auf den kurzen Weg zur Grenze. Togo entliess uns problemlos, Benin empfing uns mit einem Lächeln. Die Grenzen mache ich meistens. Erich muss immer irgendwie den Lastwagen von einem Punkt zum anderen bewegen und mir geht Papierkram um einiges Ringer als ihm.

Wir wollten nicht der Küstenstrasse nach Richtung Nigeria, da wir den Moloch Lagos dort ein wenig fürchten. Also wählten wir die Strasse in den Norden und übernachteten in Abomey bei „Chez Monique“. Wir kamen spätabends an und machten dennoch Bekanntschaft mit einem Führer von hier. Schade, dass wir schon weitermüssen, Abomey wird „Kulturelle Hauptstadt“ Benins genannt und es scheint dort sehr viel Interessantes aus der Frühgeschichte dieses Landes zu entdecken. Auch ist Benin das Voodoo-Land Westafrikas schlechthin. Tatsächlich wurden wir in den Schlaf getrommelt – weit weg konnte man auch Gesänge hören… Wer weiss, vielleicht ein anderes mal?


7. November: Abomey – vor Abeokuta (Nigeria)

Bereits um 6 Uhr war Tagwacht. Heute soll es nach Nigeria gehen. Habe den ganzen Tag fest an Beatrice und Roger gedacht. Meine Lieblingssamariter haben ja gewettet, dass ich es allerhöchstens drei Monate in Afrika aushalten würde ohne auszuticken und nach Hause zu fahren. Also das mit dem austicken, das geht manchmal haarscharf, aber ausgehalten habe ich es und habe im Sinn, es noch viel länger durchzuziehen. Freue mich schon auf das Nachtessen, dass die beiden mir bezahlen werden!!! Zeit zum Nachdenken, was ich dann alles bestellen werde, habe ich ja mehr als genug, hehehe


Die ersten 60 Kilometer nach Ilara waren schnell geschafft und die Ausreise aus Benin fast ebenso. Blöderweise haben wir den Zoll für den Lastwagen verpasst und mussten 12 Km zurück fahren, um den Stempel fürs Carnet de passage holen. Ohne diesen Stempel würden wir wohl die Kaution vom TCS nicht zurückbekommen. Dann ging es an die Einreise nach Nigeria. Die Immigration ging – trotz der winzigen Grenze – problemlos und für Afrika auch erstaunlich schnell. Zu früh gefreut. Es folgte dann der Zoll. Himmel war der ein Arsch. Der Typ hatte keine Ahnung von seinem Job. Zwar wusste er, was ein Carnet ist, wollte dann aber 10‘000 Naira (gut Fr. 70.00) fürs Ausfüllen. Pfff – wir sind jetzt lang genug in Afrika um nicht mehr jeden Chabis zu glauben. Zum Glück machte Typ seinen Stempel ins Carnet, bevor das Gezänk ums Geld anfing. Er drohte uns damit, dass wir riesige Probleme an sämtlichen Kontrollen bekommen würden. Wir sagten ihm, dass wir diesen Betrag nicht bezahlen, solange er uns keine ordentliche Quittung gibt. Das ewige Hin und Her war uns irgendwann zu viel und wir hauten ab. Den Stempel hatten wir ja und seinen Wisch kann er behalten, um sich irgendwas damit abzuwischen.

Wir frohlockten schon und dachten, dass wir mit diesem Zoll dennoch eine gute Wahl getroffen hätten. Dann aber der Supergau. Innert 50 Km haben wir 17 (!) Checkpoints zu bewältigen. Entweder wollten sie das Visum sehen, oder die Impfausweise, oder den Führerausweis oder die Fahrerlaubnis – irgendwas war immer. Was ich echt nicht verstehe: Wir zeigten ja brav all unsere Papiere und spielten das Spiel mit. Aaaaber – nach 10 Km wollte der nächste Heini nochmal genau dasselbe sehen. Kommt da jemand mit? Irgendwann meinte Erich trocken, dass vielleicht Funkgeräte eine extrem sinnvolle Soforthilfe für dieses Land seien. Nun – die gesparten 10‘000 Naira haben wir nicht gebüsst. Zwar kennen die lustigen Globis unterwegs das Carnet nicht und es muss jedesmal erklärt werden, aber – es gibt keine Probleme. Mal schauen, was passiert wenn wir aus Nigeria auswandern. Gut möglich, dass wir dann plötzlich kein Englisch mehr verstehen. Oder anderer Plan: Wir sagen einfach, wir hätten keinen Wisch bekommen, nur den Stempel. Was die können, können wir schon lang! Boah – nerve mich immer noch!

Auf alle Fälle – wir haben das Minimale Tagesziel „Ibadan“ nicht erreicht. Die Landschaft ist wieder sehr schön, so ähnlich wie in Mali. Also fuhren wir von der Strasse ab und fragten ein paar Jungs, ob wir hier übernachten dürften. Die waren ganz lieb und freuten sich – auch wenn sie nicht wirklich viel Englisch gesprochen haben. Wir gaben ihnen 500 Naira und sagten ihnen, dass das Geld für ihre Mutter sei und nicht um Süssigkeiten zu kaufen, grins. Sie bedankten sich ganz artig und nach etwa einer Stunde kamen sie zurück und schenkten uns zwei Kokosnüsse. Nigeria kann also auch schön sein!

Zum Znacht gabs übrigens Rösti und Spiegelei. Alice hat uns wieder auf den Geschmack gebracht!!!


8. November: Abeokuta – vor Ife

Den Checkpoint-Marathon von gestern noch in den Knochen, hofften wir, heute etwas mehr Strecke machen zu können. Also wieder 7 Uhr Tagwacht und um viertel vor Acht waren wir Starbereit. Blöd nur, dass der Camion nicht ansprang. Zum einen haben wir vergessen, die aufladbaren Batterien die Nacht durch auszuschalten, dann hat Erich gestern noch Diesel gepumpt und das ewige An- und Abstellen hat wohl auch dazu geführt, dass die Batterie schwächelte. Keine Ahnung. Aber kein Problem – dafür haben wir schliesslich einen Generator. Was braucht man frühmorgens in der Pampa? Genau, einen Generator, der den Geist aufgibt. Irgendwie kann man das Teil nicht mehr starten. Für einmal war es also wunderbar, dass wir wieder mal das Dorfkino sind – sprich – es hatte an die 15 junge und starke Männer. Auf mein Kommando (darin bin ich ECHT gut!) fingen sie dann auch brav an, den Schtudegumper durch das Gebüsch zu stossen und tataaaa – unser Fahrzeug sprang an!

Jetzt aber los – um schon kurz darauf am ersten Kontrollpunkt des Tages gleich wieder anzuhalten. Vorsichtigerweise stellte Erich den Camion nicht ab. Es hatte nämlich nur ein paar faule Säcke, die herumlagen. Also Polizisten meine ich. Auf alle Fällte trauten wir denen nicht zu, dass sie uns allenfalls anstossen könnten. Als die Strasse dann irgendwann ziemlich nach unten ging, probierten wir es. Und tatsächlich, Schtudi sprang treu gleich sofort wieder an. Also kein Alternatorproblem, sondern tatsächlich nur die Batterie.

Dann folgte die Stadt Abeokuta. Wow. Afrika! Wir brauchten gute 2 Stunden um durch diese wirklich nicht sehr grosse Stadt hindurch zu fahren. Aber ehrlich – ein solches Puff habe ich mein Leben lang noch nicht gesehen! Gefühlte Millionen Menschen wuselten herum. Taxis, Töffli – alles was des Chauffeurs Herz begehrt. Und was auf keiner Afrikanischen Hauptstrasse fehlen darf: Ein umgekippter Lastwagen, oder ein Minibus (selbstverständlich IMMER hoffnungslos überladen) die MITTEN auf der Strasse eine Panne haben étc. Zum Brüllen komisch. Oder wollen wir uns nerven? Immer mal wieder taucht in solchen Momenten die Frage auf, wieso um Himmels Willen sind wir eigentlich nicht nach Kanada? Wer wollte schon wieder auf Afrika, hmmm?

Nun denn. Anfang Nachmittag das nächste Highlight: Das Tagesziel des gestrigen Tages (…) – Ibadan erwartet uns. Dann, wenn man glaubt, dass es nun wirklich nicht mehr schlimmer kommen kann, haben wir wieder ein tolles Erlebnis: Ein Einheimischer bittet uns kurzerhand, ihm zu folgen, als ich ihn nach dem Weg fragte. Es sei ziemlich kompliziert und es gehe einfacher, wenn er vorfahre! Wow! Nach etwa 10 Km (!) hielt er an und sagte uns, dass wir jetzt auf dem richtigen Weg in Richtung Ife seien. Als ich ihm ein Trinkgeld geben wollte, winkte er entrüstet ab, das komme überhaupt nicht in Frage! Er habe das gern gemacht, und Nigeria brauche dringend Touristen. Hast Du da noch Worte? Ich nicht. Ich war echt sprachlos!

Das Fahren ging recht gut und die Kinder spielten ruhig im Camion also profitierten wir, noch ein wenig Strecke zu machen. Irgendwann bogen wir dann nahe einer Baustelle ab, um dort zu übernachten. Wir waren aber nicht weit genug draussen im Busch und unweigerlich sieht uns immer jemand. Dieses Mal waren es Wächter der Baustelle und sie kamen zu uns um zu sagen, dass wir nicht hier übernachten dürften. Erich musste dann zum Baustellenchef. Der entpuppte sich als Inder und sehr freundlich. Als er Erich fragte, ob wir schon mal in Indien gewesen seien, antwortete er nein, aber seine Frau liebe Bollywood-Filme über alles. Ab da war alles ein Kinderspiel. Er lud uns aufs Baustellengelände ein und 5 Wächter bewachten uns! (Gruss an Myriam, NIE mehr über Bollywood lästern, gäll – man weiss nämlich nie, für was so was gut sein kann…)


9. November: Ife – vor Abuja

Bereits um 7 Uhr fuhren wir los. Die Kinder schliefen noch ein wenig und es ging gut voran. Wir fuhren den ganzen Tag sehr zügig und auch die Polizeikontrollen sind innerhalb des Landes nicht so abartig. Gegen Abend das immer wiederkehrende Problem: wo übernachten? Hotels gibt es nicht, es sei denn kleine Stundenhotels und die kommen für uns nicht wirklich in Frage. Also fragen wir in einem winzigen Dorf, ob wir hier bleiben dürfen. Es ist kein Problem und wir installieren uns. Es geht genau 2 Minuten und wir sind im wahrsten Sinn des Wortes umzingelt! Es sieht so aus, als wären wir wirklich ganz spannend. Jede Bewegung wird genau beobachtet und mit viel Gekicher kommentiert. Unsere Kinder versuchen trotzdem, ihr Tagebuch zu schreiben. Auch das Kochen wird bestaunt. Ich machte Tomatenreis und dazu gabs Brot. Auf Tellern und mit Besteck. Auch das war wohl ganz was Tolles. Naja. Irgendwann haben sich dann alle wieder verzogen und wir verbrachten eine ruhige Nacht.


10. November: vor Abuja – Abuja

Wieder starteten wir sehr früh um die restlichen 150km nach Abuja zu fahren. Vor der Stadt mussten wir dann leider auch unsere erste Busse bezahlen. Erich habe gefährlich überholt! Dabei sind wir sehr konservative Fahrer – es ist nämlich schon so echt gefährlich mit all den vielen LkW und Autos die ohne Übertreibung einfach Haarsträubend fahren. Also bezahlten wir die 4000 Naira Zähneknirschend. Offiziell seien es 55‘000! (Ein LkW-Fahrer verdient wenn’s hoch kommt 15‘000 im Monat). Alles diskutieren nützte nichts. Wir wissen auch, dass der Polizist das Geld selber eingesackt hat. Sauerei, aber er sass am längeren Hebel. Leicht genervt fuhren wir als erstes zur Angola-Botschaft. Welch Freude! Wir treffen hier Kerstin und Marc wieder, die wir in Togo kennenlernten. Es hatte auch noch andere Touristen hier, Ian und Ruth die von England nach Kapstadt fahren und zwei Töfffahrer aus Südafrika sind ebenfalls da.

Wir können die Visa-Anträge abholen, es wäre hier recht einfach, dass mühsame Visum zu erhalten. ABER jetzt kommt die Schwierigkeit: Nächste Woche sind erneut zwei muslimische Feiertage. 70 Tage nach dem Ende des Ramadans feiern sie wieder irgendwas. Angola ist zwar nicht Islamisch, aber die Feiertage machen sie trotzdem. Übermorgen Freitag ist ein Angolanischer Feiertag, das heisst also, wir könnten – wenn alles gut geht – das Visum erst nächsten Freitag abholen. Wenn wir jetzt hier nochmals eine Woche warten müssen, dann wird es langsam knapp. Wir wissen im Moment echt nicht, was wir tun sollen.

Also gehen wir erst mal zur Botschaft des Kongo um dieses Visum zu beantragen. Das geht sehr einfach ist aber sehr teuer. Wir bezahlen pro Person umgerechnet 110 Franken! Das tut weh, geht aber nicht ohne. Gleich nebenan ist auch noch die Botschaft von Kamerun. Also auch noch schnell da hinein, um die Formulare abzuholen und nachzufragen, wie was und wo. Die Dame ist überaus freundlich und sagt mir, wenn wir die Anträge bis morgen Donnerstag um 10 Uhr bringen, könnten wir das Visum bereits am Freitag haben. Eben wegen der Feiertage nächste Woche würden sie sich für uns beeilen und wir müssten nicht die 48 Stunden warten! Cool!

Danach geht’s auf die Suche nach dem Sheratonhotel. Das 5-Sterne-Hotel hat vor etwa 15 Jahren angefangen, Overlander auf dem Gelände übernachten zu lassen. Das spricht sich natürlich herum und wir wussten davon. Als wir da ankamen, trafen wir unsere neuen Freunde wieder. Es ist eine nette kleine Gruppe und es ist so toll, sich auszutauschen, Routen zu planen, Erlebtes zu erzählen!

Trotz der ganzen Plauderei muss ich unbedingt noch ein paar Kopien machen und wir gehen in einen Copyshop. Lustig. Eine dieser Erfahrungen, die man einfach selber machen muss. Probieren, sie zu erklären oder zu beschreiben – dazu fehlen sogar mir die Worte! Es ist heiss, eng, stickig, überfüllt und das Personal hoffnungslos (!) überfordert. Und wir reden hier von ein paar Kopien, nicht davon, den Weltfrieden herzustellen! Grins!

Zurück im Hotel gibt es ein kleines Nachtessen und wir wollen nur noch ins Bett. Es war ein Anstrengender Tag, aber wir haben so viel erreicht – es ist ein gutes Gefühl!!!


11. November: Abuja

Heute können wir ein bisschen ausschlafen, wir müssen erst um halb acht auf ☺

Zuerst gehen wir zur Kongo-Botschaft um die Pässe abzuholen. Die sind schon fertig und wir gehen direkt mit all unserem Papierkram zur Kamerunbotschaft. Dort werden wir vom Botschafter höchstpersönlich empfangen. Er findet unsere Reise ganz toll und will so einiges Wissen. Im „salben“ sind wir mittlerweile sehr gut und er meint irgendwann, wir sollen um drei Uhr wieder kommen, er würde die Visas direkt machen! YES! Zwei Visas in zwei Tagen, das soll uns mal einer nachmachen… Aber auch Kamerun ist sehr teuer – wieder 110/Person ☹

Zurück im Hotel fängt das planen und diskutieren wieder an. Schlussendlich entscheiden wir uns, das Risiko einzugehen und in Yaounde zu versuchen, das Angolavisum zu holen. So lange unproduktiv am selben Ort zu warten, dazu haben wir einfach keine Lust! Ruth und Ian (er aus Zimbabwe, sie aus Malawi) haben gehört, dass es in Yaounde möglich sei. Die beiden wollen ebenfalls morgen weiter und zum ersten Mal werden wir zu zweit weiterfahren. Freue mich schon darauf, vor allem, weil es nach der Grenze Kamerun von Ekok nach Mamfe die berühmt-berüchtigte Strecke von etwa 100 Km gibt, die sehr schwer zum Befahren ist. Wenn man da mit zwei Fahrzeugen fährt, können wir uns im Fall der Fälle helfen.

Die Kinder dürfen heute Nachmittag nach langen, zähen Verhandlungen den Pool im Sheraton benützen. Zwar nicht gratis, aber um einiges günstiger als die anfänglich verlangen 15 Franken pro Person!

Ich werde jetzt dann zur Kamerunbotschaft Visum kaufen, und Erich werkelt am Lastwagen. Es geht weiter, Namibia wartet schliesslich auf uns!!!