Heimreise durch den Balkan
Seit dem 6. August sind wir wieder daheim! Die ersten Tage und Wochen waren turbulent und irgendwie schaffte ich es einfach nicht, den Blog fertig zu stellen. Kam noch hinzu, dass Leo sich 4 Tage nach unserer Ankunft zu Hause den Arm gebrochen hat. Da fährt man rund um den Afrikanischen Kontinent, nicht schlimmes passiert und kaum zu Hause angekommen bricht er sich den Arm…
… Nun, es geht ihm gut und der Arm wird wieder verheilen. Die Schule hat auch wieder angefangen und die leise Hoffnung von Leo, dass er vielleicht mit dem gebrochenen Arm nicht zur Schule müsse hat sich zerschlagen. Er und die Mädels haben aber gut angefangen und freuen sich sehr, all die Freunde wieder zu sehen.
Erich hat am 16. August bereits wieder angefangen zu arbeiten. Zwar hatte er am ersten Abend Blasen an den Füssen (nach einem Jahr in Sandalen und Flipflops kann das passieren) aber auch er hat gut angefangen.
Ich selber rotiere am Meisten von uns allen. Es fällt mir schwer, mich wieder einzugewöhnen. Es wäre vielleicht einfacher, wenn dieses Jahr unterm Strich nicht so toll gelaufen wäre. Dann wäre man doch froh, endlich wieder zu Hause zu sein, oder?
So aber…
Man vergisst das unschöne und behält die unendlich schönen Erinnerungen im Herzen und das macht wehmütig.
Aber auch dankbar!
Was wir seit der Strandferien in der Südtürkei und auf der Heimreise durch den Balkan alles erlebt haben findest Du nun hier im letzten Tagebucheintrag. Viel Spass ☺
13. Juli: Tasucu – vor Konya
Auch die schönsten Ferien gehen mal vorbei und wir entscheiden uns, doch mal langsam aber sicher weiter heimwärts zu fahren. Tagesziel ist Konya. Die Strecke führt uns durch schönes, hügeliges Gebiet weg von der Küste ins Landesinnere. Anders als bisher sehen wir nun auch die weniger hektische Seite der Türkei. Der Küste entlang ist der Tourismus sehr präsent und hat uns oft schier ein wenig überfordert. Grad nach der eher zurückhaltenden Wesensart der Araber benötigten wir eine gewisse Zeit der quirligen Lebensfreude der Türken zu begegnen. Am Strand begegnen wir den Frauen wieder in knappen Bikinis (nicht immer von Vorteil…) und wir müssen mit einigen Vorurteilen von uns über die Bücher. Das Bild ins unseren Köpfen über die Türken ist das von Patriarchen, die ihre Frauen nicht auf die Strasse lassen, die Mädels Zwangsverheiraten und überhaupt wenig Interesse an der westlichen Welt zeigen.
Wir begegnen aber unglaublich aufgeschlossenen aber auch sehr kritischen Menschen. Die Türkei erlebt einen unglaublichen Wirtschaftlichen Boom! Das viele Geld macht die Menschen zwar froh, aber viele Stimmen sind verhalten. Wie lange geht es uns so gut? Ist der Beitritt zur EU wirklich erstrebenswert? Wir hören von verschiedenen Türken, dass der ganze Bauboom von den Saudis finanziert werde und Erdovan eigentlich ein Erzkonservativer sei. Eigentlich haben wir uns nie sehr auf politische Diskussionen eingelassen. Hier ist es aber ein wenig anders, weil die Türkei doch sehr nahe an Europa ist. Wir sind neugierig, wie sich der unglaubliche Luxus finanzieren lässt. Wir sehen unendlich viele neue Häuser und Häuserblocks. Viele stehen anscheinend leer, wurden – in unseren Augen – ohne ersichtlichen Grund in die Gegend gebaut. Das Strassennetz ist extrem gut ausgebaut, auch ausserhalb der Ballungszentren. Das erfreut zwar unser Fahrerherz – und doch fragen wir uns immer und immer wieder: Wie können die sich das leisten? Was auch auffällt: Die Häuser sind alle neu – alte Häuser oder Scheunen sehen wir nur sehr, sehr selten. Es kommt uns fast so vor, als wurde dieses Land neu besiedelt und neu gebaut. Gut. Wir haben vom Osten des Landes nichts gesehen, aber quer von der Küste nach Istanbul hatten wir diesen Eindruck!
Item.
Der Tag verlief eigentlich ereignislos. Da wir erst gegen Mittag von Tasucu losfuhren haben wir dann das Tagesziel Konya nicht ganz erreicht. Etwa 50km davor bogen wir in ein frisch gemähtes Kornfeld und schmausten gemütlich frisches Brot, Oliven, Tomaten und leckeren Feta. Erich hat grad Kaffee gekocht, als ein Bauer mit seiner Familie in einem klapprigen Renault (es ist also nicht ganz alles nigelnagelneu!) zu uns fährt und uns erklärt, dass wir nicht hier bleiben können. Wieso nicht haben wir nicht verstanden, da wir kein Türkisch und er kein Englisch spricht. Er deutete nur immer auf den Boden und wir denken, dass er vielleicht Angst davor hatte, dass wir Feuer machen? Wie auch immer… Er war sehr freundlich und zeigte uns dann mit Händen und Füssen, dass wir ihm nachfahren sollten. Seine Frau gab mir noch einen Sack mit riesigen lecker schmeckenden frischen Aprikosen und so grummelte ich zwar ein wenig, aber was solls? Wir packen zusammen und fahren den Leuten nach. Sie halten dann an der nächsten Tankstelle und verhandeln 5 Minuten mit dem Tankwart. Der spricht ein paar Worte englisch und meint, wir sollten doch hier übernachten, da sei es sicher. Jänu. Sicher war unser Strohfeld ja auch, und vor allem ruhiger! Mittlerweile ist es aber Nacht geworden und wir haben keine Lust, noch weiter zu fahren und einen anderen Platz zu suchen.
14. Juli: Vor Konya – nach Konya
Die türkischen Bauern haben wohl 24-Std-Schichten! Die ganze Nacht war ein Riesengaudi bei der Tankstelle. Andauernd kamen irgendwelche Traktoren angerattert und hatten was zu tanken oder einen Tee mit dem Tankwart zu trinken. Sehr wahrscheinlich arbeiten die auch nachts, um der Hitze zu entfliehen? Oder vielleicht ist halt grad Erntezeit und die Zeit drängt? Wieder einmal bedauern wir es, dass wir der einheimischen Sprache nicht mächtig sind!
Die Nacht war also eher kurz und wir machen uns schon früh auf den Weg nordwärts. Konya entpuppt sich als riesige Stadt. Wir sind schon fast auf der anderen Seite der Stadt raus, als Erich rechts eine riesige IVECO-Garage sieht. Kurzerhand fahren wir zurück und er geht mal gucken, ob wir vielleicht hier die schon so ewig lang kaputte Frontscheibe unseres Schtudegumpers ersetzen können. Auch hier sprechen sie kein Englisch, aber der gewiefte Werkstattchef sieht natürlich sofort, wo das Problem liegt. Er bedeutet uns, ein wenig zu warten und drückt hektisch auf seinem Handy herum. Es dauert etwa 10 Minuten und da kommt ein weiterer Mann an, der uns freundlich und mit Handzeichen auffordert, ihm zu folgen.
Grins.
Es ist eigentlich schon lustig, wenn man so bedenkt, dass wir noch vor einem Jahr im Leben nie und nimmer einem komplett Fremden quer durch eine Stadt nachgefahren wären, ohne zu wissen, wohin der Weg führt und wo wir ankommen. Heute zucken wir mit den Schultern, bedanken uns bei IVECO und fahren dem anderen nach. Irgendwas kommt dann sicher schon dabei heraus!
Wir landen dann bei einer kleinen, unscheinbaren Werkstatt wo einige Scheiben rumliegen. Drinnen in der Werkstatt wird fleissig gewerkelt und wir stehen eine Weile wie bestellt und nicht abgeholt herum. Dann kommt der Werkstattchef zu uns – und – genau, spricht auch kein Englisch! Auch er sieht unser Problem natürlich sofort und bedeutet uns zu warten. Etwa eine halbe Stunde später dann ein zuversichtliches „Ok, no problem“. Das scheint International zu sein und versteht jeder.
Ausser uns natürlich! Was heisst das jetzt? Ok, kein Problem, ich hab das Problem erkannt? Oder heisst es, Ok, kein Problem, ich habe eine Scheibe die passt? Nachfragen bringt nichts, respektive die bereits bekannt Antwort, Ok. Kein Problem.
Dann warten wir halt mal, was weiter geht. Wir werden freundlich auf einen Tee eingeladen und warten dabei. Die Kinder machen wegen solchen Nebensächlichkeiten schon lange kein Theater mehr und lesen und spielen als nichts wäre.
Irgendwann geht mir die Warterei dann doch auf die Nerven. Ich meine, wenn man weiss, worauf man wartet ist das schon „Ok, kein Problem“. Aber wenn man null Ahnung hat, ists halt blöd. Ich mache also nochmal einen Versuch, gehe die Geschichte aber anders an: Ich zeige auf die Uhr und frage, wie lange? Oh, etwa 4 Stunden. Ahaaaaa, tja, dann machen wir einen Plan, wie die Wartezeit sinnvoll genützt werden kann. Wie kann frau Zeit sinnvoll nützen? Blöde Frage, mit SHOPPING natürlich! Shopping scheint ebenfalls international zu sein und unser neuer Freund versteht mich sofort. Sehrwahrscheinlich ist er verheiratet. Oder er ist ein Frauenversteher!
Er fragt, ob ich ein Taxi brauche um zum Shoppingcenter zu kommen? Da steht definitiv ein Frauenversteher vor mir!!! Mein erleichtertes und freudiges Nicken wird huldvoll zur Kenntnis genommen und die Antwort, bitte alle im Chor jetzt: „Ok, no problem“
Die Mädels sind natürlich begeistert, die Jungs natürlich nicht. Also bleiben die Jungs in der Werkstadt und wir anderen schnappen uns die neue Visa-Karte. Man weiss ja nie…
Wir werden dann vom Boss höchstpersönlich mit seinem neuen, nach Leder riechenden und auch so ausgestatteten BMW durch die Stadt chauffiert. Wobei chauffieren vielleicht nicht die geschickteste Wortwahl ist. Torpediert würde es eigentlich besser treffen. Jetzt verstehe ich übrigens auch die Vorurteile gegenüber den BMW-Fahrern. Wobei, wenn das Auto schon so dermassen abartig viele PS unter der Haube stecken hat und ein Testosteron-gesteuertes Wesen das Auto steuert? Tja, dann ist es vielleicht einfach ein Naturgesetz, dass alles aus der Karre rausgepresst wird und Ampeln allenfalls noch zur Dekoration oder eventuell als Orientierungshilfe ihr Dasein fristen.
Mit extrem wackeligen Knien und abwechselnd grau und grün im Gesicht versuche ich dann kurze Zeit später DIREKT vor dem Haupteingang aus dem Schlitten rauszuklettern. Die Mädels fandens übrigens Klasse und „h….g…“. „Mami, hesch gmerkt, me het ds Outo gar nid ghört?“
Sie sind mittlerweile schon zu sehr ans Brummen unseres Lasters gewöhnt!
Als allererstes muss ich aufs Klo, hab mir nämlich wirklich fast in die Hosen gemacht bei dieser Fahrt! Danach kamen wir dann aber richtig in Fahrt mit shoppen und die nächsten vier Stunden vergingen wie im Flug!
Mein neuer Freund (ich hab seinen Namen nie rausgefunden) gab mir am Morgen eine Visitenkarte und die drückte ich dann einem Taxi-Chauffeur in die Hand. Der zuckelte dann gemütlich mit uns völlig erschöpften Frauen zur Werkstatt.
Dort angekommen waren die Jungs gemütlich am Lesen. Die Frontscheibe war bereits ausgebaut, neue war noch keine drin. Erich meinte nur, sein Buch sei grad extrem spannend, und er wolle den Jungs keinen Stress machen, die würden das sicher schon richtig machen.
Aha.
Auch eine Möglichkeit.
Aber nicht für mich!
Ich muss natürlich alles ganz genau sehen und verstehen und gucken. Was ich dann sehe, erstaunt schon ein wenig: Wir haben nicht nur eine neue Frontscheibe, sondern gleich deren zwei! Einfach halb so gross wie die Originale. Und nicht haargenau in der gleichen Farbe. Sie haben jetzt einfach aus zwei verschiedenen Scheiben zwei auf unsere benötigte Form zugeschnitten. Als ich Erich fragte, ob das denn ok sei, meinte er nur: siehe oben.
Hm. Ist eh zu spät. Die alte Scheibe bringen wir im Leben nie mehr hinein, ohne dass sie vollends zu Bruch geht. Da unser Studi bereits 40 Jahre auf dem Buckel hat, ist Ersatz einfach nicht mehr zu kriegen (haben wir in den letzten 8 Monaten in jeder angepeilten Werkstatt zu hören gekriegt).
Also probiere ich es mit der Erich-Methode und sage mir, dass die sicher wissen, was sie tun und jetzt bitte nicht nervös machen!
Eine halbe Stunde später sind dann die beiden Scheibenteile eingesetzt und mitten drin funkelt eine graue Silikonfuge.
Dank Google und dem angebotenen Übersetzungsdienst können wir uns dann auch endlich mit unserem neuen Freund verständigen. Und endlich erfahren wir auch den Preis des Kunstwerks… Die ganze Geschichte (inkl. Mittagessen für die Jungs, die kriegten Pizza geliefert, der „Taxi-Fahrt“ étc.) kostet uns knappe 300 Franken.
UND WIR HABEN ENDLICH WIEDER DEN VÖLLIGEN DURCHBLICK!
Und das erst noch zweifarbig! Ich hoffe jetzt einfach mal, dass das Automobilbüro in Freiburg bei der nächsten Prüfung die Geschichte auch abnimmt. Aber für unsere Bedürfnisse reicht es völlig und wir sind einfach nur happy.
Als wir dann endlich losfuhren wollte ich dann schon noch von Erich wissen, wieso er sich mehr für sein Buch und nicht unbedingt für die Scheibe interessiert hat. Sein Problem war, dass ER furchtbar nervös war und schlicht Angst hatte, das was schief läuft. Und er wollte die Werkstattjungs tatsächlich mit seinem Rumtigern nicht nervös machen…
UFF. Das war wieder mal ein Tag!
Wir fanden dann an einem kleinen See einen netten Übernachtungsplatz neben einem Restaurant. Der Besitzer hat uns dann auch was gekocht und war wohl so happy, mal Touristen zu bewirten, dass er kurzerhand den Preis vervierfachte. Man weiss ja nie, wann die nächsten kommen, oder? Da wir aber schon gegessen hatten, war eine nachträgliche Diskussion nicht wirklich sinnvoll!
15. Juli: Ilgin – nach Afyon
Die Nacht war sehr ruhig, abgesehen von biestigen Biestern. Mücken! Die sind zwar nicht Malariagefährlich, stechen aber trotzdem und sind mühsam.
Von unserem „Gastgeber“ ist weit und breit nichts zu sehen. Das Restaurant liegt wie ausgestorben da und wir überlegen uns, was wir alles mitgehen lassen könnten, um den horrenden Preis von gestern zu Quersubventionieren. Es liegt ja wirklich allerhand herum, von Teppichen über Möbel étc. Wir sind dann aber brav und lassen uns nicht auf das Niveau hinunter. Obschon, der Gedanke war da, ich gebs zu!
Heute wollen wir shoppen gehen! Die Türkei ist berühmt für seine Textilindustrie und viele der grossen Marken lassen hier nähen. Es gibt viele Outlets wo man echt günstig bei Konzessionierten Händlern Marken wie Benneton, Nike, Adidas, Max Mara étc. kaufen kann. Im Vergleich zur Schweiz kosten die Markenkleider etwa einen viertel. Aber zum Teil ist uns das immer noch zu teuer. Ich meine, wer will schon für ein T-Shirt 20 Franken bezahlen? Nur weil jetzt ein queres „Gutzeichen“ oder ein Krokodil auf dem Brusttäschli gestickt ist? Man findet aber auch andere, unbekannte Marken wie jene von C&A und die sind dann schon eher unsere Preisklasse. Nach einigem Stöbern findet Erich dann eine wirklich schöne Lederjacke und auch für die Kinder finden wir tolle Schnäppchen. Nur für Sandra gestaltet sich die Sache ein wenig schwierig. Irgendwie hört bei den Modemachern der Spass bei Grösse 38 auf. Das nur etwa 20% der Bevölkerung diese Grösse trägt ist wohl noch nicht bis zu ihnen durchgedrungen. Jänu, vielleicht finde ich in Istanbul mein Glück ☺
Der Tag ist schon fast vorüber, als wir vollbepackt wieder unser Haus entern. Wir fahren noch ein wenig weiter und finden nicht weit weg von der Strasse ein wirklich schönes Buschcamp.
Schnell was kochen und einen absolut wunderschönen Vollmond bewundern!
16. Juli: Afyon – Istanbul
Heute wollen wir endlich mal ein wenig vorwärts machen! Es sind noch gute 400km bis nach Istanbul und wir wollen probieren, das zu erreichen. Die Strassen sind wirklich supergut, auch die Landstrassen sind 2-spurig und so ist ein schnelles Vorwärtskommen kein Problem. Nach etwa 250km erreichen wir dann die Autobahn und es ist erst kurz nach Mittag. In meinem grenzenlosen Optimismus male ich mir schon in den schönsten Farben aus, was wir denn in Istanbul angekommen, mit der gewonnen Zeit noch machen können.
Ha!
Zu früh gefreut!
Etwa 100km vor Istanbul bemerkt Erich, das hinten links mit dem Pneu was nicht i.O. ist. Wir wollen noch 400 Meter bis zur nächsten Ausfahrt fahren, aber auch daraus wird nichts. Mitten in der Kurve zur Ausfahrt ist definitiv Schluss. Der Pneu ist z’plätter! Also Pannendreieck raus und Pneu wechseln. Auf der Autobahn! Zum Glück ist diese Ausfahrt nicht sehr stark befahren und wir haben nicht soviel Verkehr zum Aufhalten. Erich war ziemlich stinkig und nervös. Als er dann den Reservepneu vom Dach runterwerfen wollte und der frisch fröhlich einen Riesensatz über die Leitplanke hinunter in einen Graben machte, verbesserte das die Laune nicht wirklich. Grins. Ich durfte ja nicht lachen, ich meine, das hilft in dem Moment wirklich nicht! Aber sein Gefluche oben auf dem Dach des Studis war schon ein Bild für die Götter!
Irgendwann war der Pneu dann an der Stelle wo er hingehört und wir konnten weiterfahren.
Istanbul ist eine riesige Stadt! Es gibt zwei Brücken über den Bosporus, also von Asien nach Europa. Wir waren alle ganz kribbelig, jetzt würden wir nämlich wirklich Europäischen Boden unter unseren Rädern haben. Der Fotoapparat ist gerüstet, Leo hat seine Flaschenpost bereit (er wollte die unbedingt in den Bosporus werfen…) und wir stehen im Stau vor der Brücke. Vor der Brücke werden wir halb-freundlich rausgewunken! Wir dürfen hier nicht rüber, diese Brücke sei nicht für Schwerverkehr! Ob wir das Schild denn nicht gesehen hätten? Nein, sonst wären wir ja nicht da! Alles jammern und lamentieren nützt nichts, wir müssen VOR der Brücke kehrt machen und wieder zurück.
Genau da. In dem Moment. Da hab ich mir überlegt, ob denn das Geld vielleicht nicht noch reichen würde, vielleicht noch eine Weile weiter zu reisen und in Richtung Indien abzudüsen? Wenn sie uns in Europa schon nicht wollen? Die Verlockung war da.
Und selbstverständlich haben wir ihr nicht nachgegeben!
Vor allem deshalb, weil die Kinder jetzt nach Hause wollen.
Also im Feierabendverkehr auf der Asiatischen Seite die andere Brücke über den Bosporus suchen und nach 48km (!!!) auch endlich gefunden. Die Überquerung war dann einfach – unspektakulär. Wir haben zwar noch Fotos gemacht, aber irgendwie waren wir nur noch müde und unmotiviert, die Luft war raus.
Jetzt sind wir also in Europa. Auf der Brücke kann man logischerweise auch nicht anhalten und Leo konnte seine Flaschenpost auch nicht rauswerfen. Adi und Bruno haben uns ein Camp angegeben, wo man stehen kann und wir machen uns auf die Suche danach. Es liegt auf der anderen Seite der Stadt, unten am Marmara-Meer. Wir stehen ganz nah an vielen berühmten Plätzen Istanbuls. Wenn wir den Hals ein wenig verrenken, kann man sogar die Kuppel der blauen Mosche sehen! Es gibt warmes Wasser zum Duschen und eigentlich ist es wirklich nett hier. Wir haben einen türkischen Nachbarn, der ziemlich gut Englisch spricht und der weiss so einiges zu erzählen und versorgt uns natürlich auch mit Tipps und Tricks, um in dieser 15-Millionen-Stadt zurecht zu kommen.
Völlig müde haben wir keine Lust zu kochen und gönnen uns in der Nähe der blauen Mosche ein Touristen-Nachtessen. Man merkt schon, dass hier die Touristen Schlange stehen, dementsprechend gesalzen sind auch die Preise. Was solls – Hunger ist der beste Koch ☺
Danach spazieren wir noch ein wenig in der Stadt herum und bewundern die vielen schönen Lampen. Eigentlich wollte ich mir ja eine kaufen, aber leider kann ich mir die nicht leisten. Müde nach dem langen Tag fallen wir bald darauf in die Federn.
17. Juli: Istanbul
Unser freundlicher Nachbar hat mir seinen Internet-Stick entlehnt und so können wir schnell das wichtigste an Post erledigen. Danach stürzen wir uns ins Istanbul-Getümmel! Als erstes erobern wir den Gewürzmarkt und erfreuen uns an den unendlich vielen Gerüchen und Eindrücken. Es ist fast wieder wie in den Souks der Arabischen Länder und gefällt uns natürlich sehr gut. Die vielen Gerüche und Eindrücke sind gewaltig! Gewürze kaufe ich nicht so viele wie in Jordanien, aber das eine oder andere kommt natürlich schon in den Rucksack.
Danach spazieren wir quer durch enge, kleine Gassen in Richtung blaue Mosche. Auf dem Weg dahin hat es unendlich viele kleine Marktstände, vor allem mit Kleidern. Hier finden wir dann auch die garantiert echten Nike-Turnschuhe für einen Fünfliber… Oder Levis für 10 Franken. Wir lassens bleiben, nur Leo bekommt ein paar Hosen und T-Shirts.
Bei der blauen Mosche angekommen sind wir völlig erschlagen von der Menge an Menschen! 85% davon sind Touristen und wir recken uns wieder einmal an den Kopf! Jetzt verstehe ich sehr viel besser, wieso es den „Ungläubigen“ nicht gestattet ist, in eine Mosche zu gehen. Wieso die Türkei hier eine Ausnahme macht, wissen wir übrigens nicht. Es ist schlicht respektlos, wie die Touris zwischen den Gläubigen herumlatschen. Da knien Frauen, die sind am Beten und die Japaner (vielleicht warens ja auch Chinesen?) knien sich vor sie hin, um sie abzuknipsen! Am Eingang werden Schleier abgegeben, mit der Bitte, dass sich Frauen doch bitte damit bedecken möchten. Schuhe bitte ausziehen. Ist ja wirklich nicht zuviel verlangt, oder? Anscheinend doch! Wir verstehen das alles nicht, ob jetzt Christen oder Moslems oder Budhisten oder was auch immer – man sollte doch ein Minimum an Respekt am Glauben des anderen haben. Ich meine, wenn wir in Jaun am Sonntag in die Messe gehen, dann hätten wir sicher auch keine Freude, wenn da ein paar Fremde kommen und uns wie wild abknipsen, kichern, und mit den Fingern auf uns zeigen, oder?
Wir versuchen, diese schrägen Eindrücke beiseite zu schieben, und die wunderschöne Mosche zu geniessen. Irgendwie will uns das nicht so richtig gelingen und wir verlassen dieses tolle Gebäude wieder.
Mittlerweile ist es später Nachmittag und wir gehen zurück nach Hause. Mahmud, unser Nachbar kommt dann noch mit mir einkaufen. Wir erstehen gegrilltes Hühnchen, frisches Brot und eine feine Flasche Rotwein und fühlen uns beim Znacht wie Millionärs ☺
18. Juli: Istanbul – Svilengrad
Haben wir Istanbul gesehen? Nein, definitiv nicht! Es gäbe noch so viel zu bewundern und staunen aber es ist fast zu heiss, um Stundenlang Stadtbesichtigung zu pflegen. Wir entscheiden uns, dass wir weiter fahren und zu einem anderen Zeitpunkt zurück kommen. Ab jetzt ist ja alles nah von der Schweiz und jederzeit wieder zu erreichen.
Als wir losfahren wollen – nichts zu machen. Studi will nicht. Vielleicht gefällts ihm hier so gut, dass er nicht weiter will? Oder ist es wieder mal die Batterie? Wohl eher. Unser treues Gefährt kommt mit nur einer Batterie nicht so gut klar. Schliesslich läuft die ganze Elektrik (Kühlschrank, Anlasser, diverse Steckdosen) immer alles über die Starterbatterie. Das haben wir beim Bau unseres Hauses nicht so gut geplant. Aber damals reichte die Zeit einfach nicht mehr, um mit Solarpanels zu experimentieren.
Zum Glück kriegen wir Hilfe und werden überbrückt. Aber da muss noch was gehen, so werden wir die Schweiz nicht gut erreichen können.
Aus Istanbul raus fährt Erich dann zur ersten Garage und lässt erst mal den letzten Reservepneu aufpumpen und zwei neue Batterien organisieren. Nach etwa 2 Stunden ist alles erledigt und wir fahren in Richtung Grenze nach Bulgarien. Die Strassen sind auch hier prima und die Grenze ist am frühen Abend erreicht. Mittlerweile sind die Tage viel länger (okei, natürlich sind sie immer gleich lang, aber es wird erst gegen 21 Uhr Nacht und nicht bereits um 18 Uhr wie in Afrika…) und wir entscheiden, noch heute über die Grenze nach Bulgarien zu fahren.
Die Grenze geht sehr schnell, wir werden nicht überprüft und der Papierkram ist in kürzester Zeit erledigt.
Wir fahren nicht sehr weit nach Bulgarien rein und suchen etwa 10km nach der Grenze einen Platz wo wir nächtigen können. In einem Strohfeld werden wir fündig und verbringen einen gemütlichen Abend mit Lesen und Spielen.
19. Juli: Svilengrad – Sofia
In Bulgarien wollen wir nichts spezielles gucken gehen. Hoch zum Schwarzen Meer wollen wir nicht, wir haben eher Lust, dann in Kroatien oder Italien nochmals an den Strand zu gehen. Wir fahren also quer durch das Land in Richtung Hauptstadt Sofia. Der Tag verläuft absolut ereignislos. Die Landschaft ist geprägt von Landwirtschaft. Riesige Sonnenblumenfelder werden abgelöst von Mais- oder Kornfelder und immer und immer wieder Sonnenblumen. Bulgarien bleibt mir in Erinnerung als das Land der Sonnenblumen!
Dank der guten Strassen können die Nichtfahrer lesen, ohne dass es einem schlecht wird. Erich fährt und fährt und hängt seinen eigenen Gedanken nach. Am späten Nachmittag ist Sofia erreicht und ohne gross zu Überlegen nimmt Erich die Umfahrungsstrasse um die Hauptstadt. Auf der anderen Seiten kann ich ihn dann doch noch überzeugen, irgendwo anzuhalten, um einkaufen zu gehen. Beim ersten Laden gibt es nur Spielsachen und wir fahren weiter. Das nächste Shoppingzentrum heisst „Metro“ und es sieht nach Lebensmittel aus. Als wir hineingehen, werden wir von einem Fräulein aufgehalten, wir sollen die Metro-Karte vorweisen. Haben wir natürlich nicht… Ja, dann sollen wir halt den Pass abgeben. Was? Seit wann muss man seine Identität zeigen, wenn man einkaufen gehen will? Irgendwann haben wir dann realisiert, dass wir in einer Art „Cash & Carry“ gelandet sind und hier nur en gros verkauft wird. Wir füllen unser Wägeli mit allerlei Leckereien, finden sogar wieder Cervelats! Nach dieser Einkaufsorgie fahren wir noch ein wenig weiter, in Richtung nach Serbien. Es sind nur noch etwa 20km und wir entscheiden, mit der Grenze doch noch bis morgen zu warten. Wir tanken, was das Zeug hält, hier ist der Diesel noch recht günstig. Die Tankstelle hat hinten dran einen riesigen Platz und wir entscheiden uns, hier zu bleiben.
20. Juli: Sofia – Krusevac
Wir haben keine Ahnung, wie das eigentlich ist mit der EU. Welche Länder gehören jetzt dazu und welche nicht? Braucht man jetzt schon Euros oder sind die noch gar nicht dabei? Bei der Grenze hat es zwar grosse blaue Fahnen mit den gelben Sternen drauf. Der Zöllner winkt aber ab, nein, Serbien gehört nicht zur EU. Also wieder mal Geld suchen gehen. Bei einer Tankstelle halten wir an, um etwas zu trinken und zu essen. Ich frage, ob ich auch mit EC zahlen könne und das ist ok. Bis es dann ans Zahlen geht, da geht’s dann nicht mehr. Anscheinend ist irgendwie die Leitung kaputt und es kann keine Verbindung zur Zentrale aufgebaut werden. Bargeld haben wir noch keins und der Tankwart meint kurzerhand, er komme mit mir in die Stadt. Wir tuckern also ins nächste Dorf und verbringen die Fahrt mit angeregtem Plaudern. Er hoffe, dass Serbien nicht in die EU gehe, das sei für den Balkan kein Vorteil, weil dann alles viel teurer werde. Jetzt verdiene er mit Müh und Not 150 Euro im Monat, müsse noch einen zweiten Job annehmen, um einigermassen über die Runden zu kommen. War noch interessant mit ihm zu plaudern.
Erich wartete derweil mit den Kindern im Schtudegumper und irgendwann konnten wir dann weiter, als die Schulden bezahlt und die Bargeldreserven aufgetankt waren.
Was uns auf Serbiens Strassen am meisten auffällt sind die Massen an Deutschen Autos. Audi, Mercedes und VW sind omnipräsent. Viele haben auch Deutsche Nummernschilder, hingegen spricht fast niemand Deutsch ☺ Sind wohl alles Gastarbeiter die jetzt in den Sommerferien mit ihren Luxuskarossen nach Hause gehen um zu bluffen, wie toll ihr Leben in Deutschland sei. Zynisch, zynisch!
Auch den heutigen Tag verbringen wir eigentlich nur mit Fahren. Am Abend suchen wir erneut eine Übernachtungsmöglichkeit abseits der Strasse. Bei einem Maisfeld werden wir fündig.
21. Juli: Krusevac – Sarajevo
Schon wieder eine Grenze! Im Balkan gibt’s viele Länder, ein jedes hat eine eigene Währung und ich bin eigentlich noch froh, dass in Afrika die Länder schon grösser waren als auf dem Europäischen Kontinent. Das hätte unsere Nerven im vergangenen Jahr wohl ziemlich strapaziert.
Gut ist, dass die Ein- und Ausreise in den jeweiligen Ländern schnell und problemlos gehen. So auch jetzt nach Bosnien. Wir kommen uns so vor, als wären wir bereits in der Schweiz! Es ist alles grün, hat viele Flüsse und Seen. Auch die Häuser sind den unseren im Mittelland ähnlich. Der wohl eindrücklichste Unterschied sind aber die Einschlusslöcher, die man zum Teil immer noch sieht. Das hier vor nur wenigen Jahren ein Krieg gewütet hat, fährt irgendwie schon schräg ein! Im Sinn von: Das ist so nah von uns! Es handelt sich um eine Tagesreise mit dem Auto von der Schweiz aus! Damals waren wir uns das so überhaupt nicht bewusst. Bosnien? Ja, das ist irgendwo in Jugoslawien… Dabei quasi vor der Haustür…
Wir fahren bis nach Sarajevo und finden in der Nähe vom ehemaligen Olympischen Dorf einen schönen Platz im Wald wo wir campen können. Erich will mit den Kindern die Cervelats bräteln, aber leider hat es angefangen zu regnen. Er nimmt kurzerhand den Sonnenschirm heraus und bedeckt damit sich und das Feuer. Wir essen dann trotz allem Enthusiasmus drinnen…
22. Juli: Sarajevo – Makarska
Dank den sehr frischen Temperaturen letzte Nacht haben wir gut geschlafen. Bevor wir die Stadt verlassen, fahren wir noch ein wenig in Sarajevo herum. Es ist ein schönes, ruhiges Städtchen und wir können uns vorstellen, dass es auch im Winter sicher toll ist hier. Aber das garstige Wetter lädt nicht zum Verweilen ein und wir entscheiden, heute noch nach Kroatien und ans Meer zu fahren. Vielleicht ist es dort ja wärmer und vor allem trockener?
Der Weg führt Bergauf und Bergab, wieder werden wir von einer wunderschönen Landschaft belohnt. Es kommt uns wirklich so vor, als würden wir in der Schweiz rumkurven!
Langsam aber sicher wird auch das Wetter besser und vor allem wärmer. Am späten Nachmittag überqueren wir die Grenze von Bosnien nach Kroatien und kommen kurz darauf an der Küste etwa 100km nördlich von Dubrovnik an. Wir finden recht schnell einen schönen Campingplatz inmitten eines Pinienwaldes. Es hat sogar Internet und nach einigen Neuigkeitlosen Tagen können wir uns wieder mal online schalten und E-Mails lesen. Ein Verrückter hat in Norwegen in einem Ferienlager unzählige Menschen gekillt und das beschäftigt uns sehr.
Es gibt aber auch noch erfreuliche Neuigkeiten: Unsere französischen Freunde (Chamaco) sind in Südafrika angekommen und haben entschieden, ihre Weltreise in Südamerika weiter zu führen. Sie haben einen schönen Film über Namibia gedreht und beim Anschauen sind wir alle furchtbar wehmütig. Sogar der immer eher coole Erich blinzelt verdächtig. Ich heule natürlich wie ein Schlosshund und will sofort wieder zurück. Die Kinder schütteln nur den Kopf über die komischen Eltern und beschäftigen sich eher mit der Garderobe für am Abend. Wir wollen nämlich auswärts essen gehen!
Die Pizza schmeckt richtig gut und wir verbringen einen schönen Abend. Obschon wir noch nicht zu Hause sind, reden wir viel über die vergangenen Monate und was wir alles erlebt haben. Ob wir, wenn wir die Möglichkeit hätten, wieder gehen würden. Logischerweise sind die Meinungen und geteilt und speziell Yelena will einfach nur noch nach Hause und sie würde, wenn überhaupt, nur noch mit ihren Freundinnen verreisen. Die sind nämlich nicht so streng…
23. / 24. Juli: Makarska
Der Platz gefällt uns gut und wir entscheiden uns, noch hier zu bleiben. Die zwei Tage verbringen wir mit viel Lesen, Spielen und Ferien machen. Das Wetter ist leider auch hier nicht wirklich toll und es ist uns zu kalt um am Strand zu liegen.
Wieder bekommen wir tolle Neuigkeiten! Unsere Freunde Christa, Linus, Lars und Nick wollen uns besuchen kommen! Sie haben für die Sommerferien ein Mobilehome gemietet. Via Skype beraten wir, wo wir uns treffen könnten. Wir sind jetzt nur noch 1‘500 Kilometer von zu Hause entfernt aber auch beinahe vor der Haustüre ist es immer noch schwierig, genau zu sagen, wo wir wann sein werden. Wir entscheiden uns, erst mal der Küste Kroatiens hoch zu fahren und uns dann wieder zu melden wenn wir ein schönes Plätzchen gefunden haben um uns zu treffen. Wir freuen uns schon sehr auf den letzten Besuch, besonders Leo und Lara sind völlig aus dem Häuschen und verbringen Stunden damit zu planen, was sie dann alles mit Nick unternehmen wollen.
25. Juli: Makarska – Senj
Nachdem wir die Karte gründlich studiert haben, entscheiden wir uns, in Richtung Senj zu fahren. Es sind fast 400km und wir beschliessen, dies in zwei Tagen unter die Räder zu nehmen. Schon bald verleidet es uns aber ein wenig, an der Küstenstrasse entlang zu fahren. Die Strassen sind eher eng und immer wieder müssen wir rechts ranfahren um nicht Kilometerlange Staus zu provozieren. Nach Split entscheiden wir uns, auf der Autobahn weiter zu fahren. Das geht dann aber so schnell, dass wir unser zweitagesziel schon am späten Nachmittag erreichen.
Schnell ist auch hier ein Campingplatz gefunden. Aber auch hier ist es eher kühl und es ist nicht so angenehm, draussen zu sitzen. Also gehen wir wieder in ein Restaurant essen und gönnen uns leckere Schnitzel! Auf dem kleinen Platz sind wir mit unserem Studi natürlich wieder einmal eine Sensation und wir bekommen viel Besuch. Unsere direkten Nachbarn sind aus Neuenburg und es ist angenehm mit ihnen zu plaudern.
26. Juli: Senj – Pula
Ich erwache schon sehr früh und will meine Familie mit einem feinen Frühstück überraschen. Neben unserem Campingplatz hat es einen grossen Supermarkt und ich gehe frisches Zeug einkaufen. Es macht Spass, wieder einmal an einer Theke zu stehen und frisches Fleisch und Brot zu bestellen. Auch wenn das alles mittels Handsprache stattfindet. Kroatisch spreche ich drum auch nicht…
Den anderen haben meine Errungenschaften geschmeckt und nachdem irgendwann nach vielem Plaudern mit anderen Campern doch noch zusammen gepackt ist, fahren wir weiter nordwärts. Wir haben uns entschieden, in die Region Istrien zu fahren.
Am Mittag kaufen wir in Rijeka ein und fahren dann weiter in Richtung Pula. Den ersten Campingplatz den wir ansteuern hat über 3‘000 Stellplätze! Hilfe! Das ist nichts für uns! Wir sind an unendliche Weiten, Busch, Wüste und Savanne gewöhnt. Auf Tuchfühlung mit dem Nachbarn? Nein Danke!
Ob wir uns wohl je wieder an die Enge gewöhnen können? Wir werden es müssen! Aber nicht jetzt schon! Wir fahren also weiter und finden dann doch noch einen Platz, der nicht ganz so überfüllt ist. Aber eben halt auch sehr voll. Da hilft alles nichts, wir sind zurück in Europa und etwas besseres werden wir wohl nicht finden.
Immerhin hat es für die Kinder einen Basketballplatz und Leo gefällt es hier sehr gut. Es wird schon gehen!
27./28. Juli: Pula
So schlimm ist es gar nicht und wir freuen uns auf unseren Besuch. Aber vielleicht ist es hier doch nicht so das Wahre. Linus möchte nämlich seinen Hund mitnehmen und hier sind Hunde zwar erlaubt, müssen aber die ganze Zeit an der Leine geführt werden. Campingplatz-Hunde haben wohl immer Platz in einer Schublade. Die Exemplare die wir sehen sind alle Handtaschentauglich… Aaron passt da nicht rein und wir entscheiden, es mal in Slowenien zu versuchen.
29. Juli: Pula – Grado
Gegen 11 Uhr fahren wir los, mit dem Ziel Slowenien. Die Küste ist nur etwa 30km lang und wir sind gespannt, ob wir hier einen Platz finden, um die letzte Woche unserer Reise zu verbringen. Bis wir dann zur Grenze Kroatien-Slowenien gelangen wird unsere Geduld wieder einmal auf die Probe gestellt. Wir stehen nämlich im Stau! Wohnmobil an Wohnmobil steht brav auf der Autobahn und wir fühlen uns echt komisch. Der Rückreise-Verkehr hat begonnen. Ungewohnte Bilder für uns!
In Slowenien steuern wir als erstes eine Tankstelle an. Hier ist der Diesel günstiger als in Kroatien und vor allem in Italien. Aber was heisst da günstig, wir bezahlen 1.25 (Euro) und denken dabei wehmütig an Saudiarabien zurück, wo der Diesel umgerechnet 6 Rappen kostete… Ganz verschämt frage ich den netten Kassier, ob Slowenien denn zur EU gehört oder nicht. Ich habe echt keine Ahnung und dachte ja, dass auch Kroatien schon lange dazu gehöre! Tatsächlich gehört vom Balkan nur Slowenien zur EU und hier wird dementsprechend auch in Euro bezahlt. Was man nicht alles lernt unterwegs ;-)
Die Campingplatz-Suche beginnt aber entweder sind wir zu verwöhnt oder das Land ist einfach zu klein. Wir finden nichts, dass uns wirklich passt und nach einer Stunde stehen wir plötzlich in Italien. Himmel, das geht alles so furchtbar schnell!
Wir fahren also in Richtung Grado und da finden wir am Meer einen netten Campingplatz. Aber das ist ja auch so furchtbar eng und überfüllt hier! Was haben wir eigentlich erwartet? Immerhin ist absolute Hochsaison und der bisherige Sommer in Europa sei alles andere als toll gewesen. Logisch, dass alle irgendwie runter ans Meer und an die Wärme wollen.
Hier sind Hunde nicht erlaubt und wir wissen, dass wir nur eine Nacht hier verbringen werden. Morgen müssen wir weiter. Wir beschliessen, sollten wir hier in der Nähe nichts finden, dass wir halt zurück nach Slowenien fahren. Dort schienen Hunde eher willkommen zu sein als hier in Italien.
Auf diesem Platz hat es aber eine tolle Waschmaschine und ich geniesse es, unsere Dreckwäsche wieder mal maschinell sauber zu kriegen. Derweil lernte Erich ein junges deutsches Pärchen kennen, die von unserem Haus fasziniert waren. Wir plaudern ewig und erzählen und erzählen… (Wenn uns denn schon mal jemand zuhört, grins!)
30. Juli – 3. August: Grado – Marina Julia
Nachdem wir ausgecheckt hatten ging es wieder an die Übernachtungssuche. Zwischen Venedig und der Slowenischen Grenze hat es 400 Campingplätze. Da wird es doch wohl der eine oder andere erlauben, hier Hunde her zu bringen! Am dritten Platz – während Yelena und ich an der Rezeption verhandelten – hatten wir endlich Glück. Erich wurde draussen von einem jungen Italiener angesprochen. Der interessierte sich für unseren Camion und im Verlauf des Gesprächs erwähnte Erich, dass wir einen „Hundeplatz“ suchen. Der junge Mann war völlig begeistert, uns helfen zu können. Auf dem Platz auf dem er stehe, da gehe es. Wir sollen ihm doch nachfahren, er führe uns gerne hin! So nett!
Wir haben dann wirklich grosses Glück und der Platz ist wirklich toll. Hier werden wir bleiben! Es hat drei Pools und auch das Meer ist ganz nah. Zwar ist der Strand nicht supersauber, dafür ist die Pool-Anlage toll. Insbesondere der grosse Turm mit Sprungbrettern von 5 - 7,5 und 10 Metern hat es den Kindern angetan.
Am frühen Sonntagmorgen kommen dann unsere Freunde aus Im Fang an! Es ist sehr schön, die Familie Buchs in die Arme zu schliessen! Es gibt natürlich viel zu plaudern und nach zu holen. Immerhin haben wir uns jetzt ein Jahr lang nicht gesehen! Insgesamt verbringen wir 4 Tag zusammen und es ist für alle schön. Die Tage vergehen leider wie im Flug und langsam aber sicher heisst es nun für uns, die letzten paar Kilometer nach Hause fahren.
Buchses fahren weiter in Richtung Kroatien und am 3. August verabschieden wir uns voneinander.
Wir fahren Autobahn bis vor Mailand, dann biegen wir rechts ab in Richtung Como. Es beginnt wieder zu regnen als wir am Abend in Richtung Schweizer Grenze in Chiasso tuckern.
Die allerletzte Grenze verläuft völlig unspektakulär. Wir gehen noch schnell das Carnet abstempeln, damit wir die beim TCS geleistete Kaution zurück bekommen und das wars!
Wir sind zurück in der Schweiz!
Und es regnet!
Heulen oder freuen?
Beides ein wenig. Wobei ich am meisten über Yelena staune. Sie hatte am meisten Heimweh von uns allen. Und jetzt sind wir endlich wieder in der Schweiz und die Tränen fliessen. Klar freue sie sich, aber jetzt sei es halt fertig mit der Reise und das mache sie halt traurig.
Wie gut ich sie verstehen kann!!!
Die Nacht verbringen wir auf einer Autobahnraststätte südlich von Bellinzona. Wir hoffen auf besseres Wetter morgen ☺
4./5. August: Latterbach
Wir fahren schon um halb acht los. Der Gotthardtunnel kommt uns schier endlos lange vor und alle sind ganz kribbelig! Wir fahren dann über den Susten nach Meiringen. Vor allem Erich hat Freude, unser Fahrzeug über den Alpenpass zu gondeln. Klar ist es schön! Aber saumässig kalt!
Von Meiringen an fragt Leo alle 5 Minuten, wie lange es jetzt noch gehe, bis er ds Grosi sehen würde. Unser Haus ist noch bis am 6. August vermietet, wir können nicht direkt nach Hause fahren. Also, wir könnten schon, aber es macht für uns keinen Sinn, zu Hause auf dem Parkplatz zu campieren, bis die letzten Feriengäste aus unserem Haus abgereist sind. Also hatten wir entschieden, bei meinen Eltern zwei Tage zu verbringen.
Die Ankunft in Latterbach war dann wunderschön! Wir wurden mit einem grossen Plakat Willkommen geheissen und es flossen natürlich auch ein paar Tränchen. Diesmal aber vor Freude! Vor allem mein Vater war unendlich erleichtert, uns endlich wieder in die Arme schliessen zu können. Er hat in den vergangenen 12 Monaten keine Nacht wirklich gut geschlafen. Er hat sich viel zu viele Sorgen gemacht und seine Erleichterung war für uns alle spürbar ☺
Die zwei Tage vergingen wie im Flug und wir wurden so richtig verwöhnt!
6. August: Nach Hause fahren
So. Heute ist der grosse Tag und wir fahren nach Hause! Der Abschied aus Latterbach fiel uns einfach, jetzt geht es ja immer wieder nur ein paar Wochen bis man sich wieder sieht. Telefonieren ist Tag und Nacht möglich, wir müssen nicht erst Tagelang nach guten Verbindungen suchen um die Eltern zu beruhigen ;-)
Mir war es wichtig, in Erlenbach auf dem Friedhof halt zu machen. Mein Grossvater ist im Januar gestorben. Wir waren damals in Namibia und ich konnte nicht an die Beerdigung gehen. Wir verabschiedeten uns still und dankbar von ihm.
Die Kurven hoch durchs Simmental – der Jaunpass – jeder Meter bedeutet für uns Heimat! Dann, fast oben auf dem Jaunpass werden wir von Fabienne, Laras Gotti, begrüsst! Sie hat ein tolles Plakat gebastelt und erwartete uns mit Champagner! Wieder fliessen Freudentränen und wir sind völlig gerührt von dieser Überraschung!
Wir fahren mit Fabienne im Schlepptau weiter und dann überqueren wir die Kantonsgrenze – wir sind im Freiburgischen! Und schon sehen wir auch wieder unser geliebtes Heimatdorf! Überall am Strassenrand stehen Menschen und winken uns zu! Dann der obligatorische Halt beim Dorfladen und hier kann ich endlich meine Freundin Myriam wieder in die Arme schliessen! Was hat sie mir doch gefehlt mein Fels in der Brandung!
Jetzt sind es nur noch drei Kilometer und wir können schon von weitem unser Haus sehen. Es steht noch und auch hier erwarten uns viele Freunde und Familie um uns willkommen zu heissen.
Wie ist es doch schön, so nach Hause kommen zu dürfen! Zu sehen, dass wir geliebt werden, dass wir ganz vielen Menschen gefehlt haben. Ich hoffe, dieses Wissen wird uns darüber hinweg helfen, dass die spannenste Zeit unseres bisherigen Lebens nun endgültig vorbei ist.
Danke euch allen fürs Interesse an unserem Blog und Danke für ermunternde Worte und Ermutigungen als wir unterwegs waren!