Namibia

Land unter!


Im ganzen Süden Afrikas regnets ohne Ende – und ein kurzer Blick auf wetter.com verheisst nichts Gutes…


… es soll die nächsten 14 Tage weiterregnen. Letzte Woche waren Lara und ich in Windhoek in einem Supermarkt einkaufen. Und was sehen wir da? Riesige Plakate mit der Aufschrift „Hurra – die Regenzeit ist da“!!! Hurra? Kann man sich wirklich über Regen freuen? Sicherlich, wenn man das ganze Jahr durch keinen Regen hat und sowohl Land und Tiere nach dem kostbaren Nass lechzen. Wir Touristen wollen aber keinen Regen. Wir wollen in Nationalparks herumkurven und schöne Tiere sehen… A propos: Letzte Woche haben wir gelesen, dass im Krüger Nationalpark 21 Nashörner ertrunken sind! Ich habe echt keine Ahnung, wie sowas passieren kann. Klar, viel Wasser. Aber dass Tiere ertrinken weil sie nicht merken, dass ein sonst trockener Fluss plötzlich wieder Wasser bringt? Riechen die das denn nicht? Und wieso stelle ich überhaupt diese Fragen, die kann eh niemand beantworten!

Für uns heisst das viele Nass, dass wir noch einige Zeit hier bei Fabienne verbringen. Zum einen eben wegem Wetter, denn so prickelnd spannend ist es nicht, ständig kalt zu haben und immer nur drinnen sein zu müssen. Da sind wir in Fabiennes grossem und schönem Haus natürlich um vieles besser aufgehoben. Dann kommt noch der Luxus von ständig warmem Wasser (…), Fernseher und einer riesigen Bibliothek hinzu.

Dann hat sich wieder ein Problemchen ergeben. Die in Südafrika bestellte Windschutzscheibe passt nicht! Wir haben also gute zwei Wochen für die Füchse gewartet. Nun, Erich und Fabienne machen einen Plan und ich bin zuversichtlich, dass die beiden eine Lösung finden!


Die Kinder arbeiten fleissig für die Schule. Meist startet der Unterricht so um 9 Uhr, dann wird bis 13 Uhr gearbeitet. Wir haben den Rückstand den wir uns in Zentralafrika eingehandelt haben gut eingeholt und arbeiten jetzt vor, damit wir dann – sollten wir je weiterfahren können – nicht so viel arbeiten müssen. Wir haben nämlich das Halbe Ziel schon erreicht. Von hier aus wird es dann nämlich langsam aber sicher wieder heimwärts gehen.


Erich sehen wir immer dann, wenn er Hunger hat. Er arbeitete jetzt lange am Camion. Es war nichts schlimmes, aber als Hobbyschrauber findet er immer etwas, das noch optimiert werden kann.

Seit drei Tagen arbeitet er nun am Damm. Erklärung: Um zu Fabiennes Haus zu gelangen, muss man durch ein sogenanntes „Revier“ fahren. Ein Revier ist ein in der Trockenzeit trockener natürlicher Flusslauf. Wenn es regnet, läuft das Revier. Gut. Damit das Wasser nun nicht unkontrolliert überall hinfliesst wo es will, muss das Wasser gezähmt werden mit Dämmen. Der Weg zum Haus läuft über einen betonierten Damm. Wenn das Wasser läuft, werden natürlich extreme Massen von Sand und Geröll mitgeführt. D.h. die Strasse zum Haus ist immer mal wieder unpassierbar. Entweder, wenn die Strömung zu stark ist kommt man mit keinem Fahrzeug durch, oder wenn der Weg schlicht weggespült ist. Eine Sisyphusarbeit in der Regenzeit. Dann gibt es auch noch kleinere Dämme entlang des Reviers. Die sind jetzt aber alle so dermassen nass und es besteht das Risiko, dass sie brechen. Also hat er immer einiges zu tun, damit das nicht passiert. Alles klar? Wenn nicht – einfach Phantasie brauchen und diejenigen von euch, die Fabienne bereits besuchten, wissen ja, was ich da versuche zu erklären…


Leider haben wir auch Trauriges zu berichten. Mein Grossvater in Latterbach ist am 25. Januar gestorben. Für die Kinder und mich war das eine traurige Zeit, vor allem weil wir so weit weg von zu Hause sind und mit unserer Trauer alleine, ohne die Familie. Es tröstet uns aber sehr, dass er zwar ein hartes, aber auch ein gutes Leben hatte und in Frieden gehen durfte.


Spannendes haben wir aber auch wieder einmal! Und da ich ja grad wieder mal ein wenig Zeit habe, hole ich natürlich ein bisschen weiter aus! Es ist ja mittlerweile allgemein bekannt, dass unsere Reise ein grosses Abenteuer ist. Wir fuhren durch Rebellengebiete in Mauretanien und Nigeria. Durch ehemalige Kriegsgebiete im Kongo und Angola. Aktuelle Krisengebiete in der Demokratischen Republik Kongo (vor einigen Jahren noch unter dem Namen Zaire bekannt). Zwar haben wir viele – sehr viele – Gewehre gesehen. Jeder einzelne Polizist oder Grenzbeamte ist damit ausgerüstet. Oftmals sind das ganz junge Männer. Oftmals sahen sich auch nicht wirklich nüchtern oder clean aus. Einen Schuss haben wir in der ganzen Zeit NIE gehört. Angst hatten wir auch nie, aber immer eine gesunde Portion Vorsicht im Gepäck. Wir müssen schliesslich niemandem etwas beweisen.

Wir hatten auch immer das Gefühl, dass wir – sind wir erst mal in Namibia – das schlimmste geschafft haben!

Das stimmt ja eigentlich auch. Eigentlich.

Und jetzt endlich die Geschichte: Letzten Mittwoch sitzen wir gemütlich in Fabiennes Wohnzimmer und schauen fern. Fabienne ging früh zu Bett, Moritz muss jeweils schon um sechs aufstehen um zur Schule zu fahren. Plötzlich kommt Fabienne wieder herunter. „Habt ihr nichts gehört?!?“ Wir: „Nein, was denn?“ „Da fallen Schüsse!!!“. Aha. „Bist Du sicher?“ „Ja natürlich bin ich sicher, ich kenn doch das Geräusch!“.

Ich schlage vor, das Licht zu löschen. Wir bieten nämlich ein ziemlich gutes Ziel im hell erleuchteten Wohnzimmer. (Dieses lebenserhaltene Vorgehen habe ich in Jahrelanger Arbeit mit Krimis schauen und Thriller lesen erworben!)

Also Licht löschen und rausgehen. Wir sehen natürlich nichts, die Infrarotnachtsichtgeräte haben wir zufälligerweise grad nicht zur Hand.

Da! Wieder zwei Schüsse in kurzem Abstand.

Dann geht’s los mit Telefonieren. Fabienne ruft erst Ulla an. Ulla arbeitet für Metzgers auf den Farmen und wohnt hier auf dem Plot. Sie weiss im Moment auch noch nicht mehr. Der Securitymann nimmt das Telefon nicht ab, er sei hoffentlich auf Verbrecherjagd und nicht selber angeschossen.

Dann ruft Fabienne die Securityfirma an und verlangt Verstärkung.

Der neue Polizeiposten – nur etwa 10km entfernt wird ebenfalls alarmiert. Das klappt auch wunderbar, wenn auch erst im zweiten Anlauf. Das erste Mal hat er den Anruf weggedrückt. War wohl schon im Bett.

A propos Bett: Fabienne genehmigt sich manchmal vor dem Schlafengehen eine kleine Pille sie hat in letzter Zeit Einschlafschwierigkeiten. Und NEIN, sie ist nicht Tablettensüchtig falls jetzt die Gerüchteküche wieder was zusammenbrodelt. Kann das persönlich bestätigen!

Es war jetzt wirklich ganz blöd – die Pille zeigte nämlich Wirkung, die ganzen Adrenalinschübe einfach ignorierend! Verbrecherjagd unter Einfluss von Schlafmitteln. Beunruhigende Kombination! Und wenn man jetzt nicht gerade direkt betroffen wäre, wäre es eigentlich schon ziemlich lustig!!

Bei Erich wirkt das Adrenalin. Er schnappt sich unsere Nigelnagelneue Mag-Lite und macht sich auf Verbrecherjagd. Yelena fragt besorgt, ob das denn nicht gefährlich sei ohne Waffe. Ich antworte ihr, Papi könne ja dem Verbrecher die Taschenlampe an den Kopf schmeissen. Wieder einmal bin ich die einzige, die das lustig findet.

Nun, die Schiesserei hat aufgehört und wir warten auf Neuigkeiten. Erich kommt zurück, er hat nichts gesehen und nichts gehört.

Dann meldet sich der Securitymann. Er habe einen Mann drüben bei den Angestelltenquartieren gesehen der da nichts zu suchen hat. Auch nach mehrmaligen Aufrufen, anzuhalten sei er weggerannt. Sein Komplize wartete vorne beim Tor mit einem weissen Auto, der sei aber ohne seinen Kumpel weggefahren. (Ist ja eigentlich nicht nett, oder?) Also hat er halt geschossen. Auch die Schüsse haben auf den Verbrecher keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, er rannte weg. Und entkam schlussendlich.

Nach nur 20 Minuten (das sei echt extrem schnell versicherte uns Fabienne) kam dann die Polizei mit Grossaufgebot, die Securityverstärkung ebenfalls und gemeinsam machten sie sich auf Verbrecherjagd. Unnötig zu erwähnen, dass es inzwischen wieder angefangen hat zu regnen.

Fabiennes Tabletten wirken wirklich gut und sie ging zu Bett, wir plauderten noch ein wenig mit den Kindern um das gerade erlebte zu erklären. Vor allem für Leo war die ganze Geschichte natürlich superspannend!

Am nächsten Morgen waren wir natürlich äusserst gespannt, was da nun genau los war. Die Polizisten haben einen Ausweis gefunden, sogar mit Fingerabdrücken des Einbrechers drauf. Es wird also einfach sein, ihn zu finden. Fast sicher ist, dass es kein Einbrecher war, der sich an Metzgers Eigentum bereichern wollte. So wie es ausschaut ging es um eine Familienfehde bei den schwarzen Angestellten.

Das weiss man ja in dem Moment nicht, wenn Schüsse fallen. Fabienne erzählt uns, dass hier im Schnitt alle sechs Monate mal eingebrochen wird. Drum auch die Security. Die meiste Zeit ist sie mit Moritz alleine hier draussen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich sie für ihre Coolness (okei, vielleicht waren es ja auch die Schlaftabletten, grins) bewundere! Sie managt solche Lästigkeiten mit links, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und geht – wenn alles erledigt ist – ins Bett als wäre das alles total normal. Sie erzählte mir dann schon, dass das nicht immer so gewesen sei. Sie habe auch schon wirkliche Angst gehabt, sei einmal sogar nach Windhoek zur Schwiegermutter gegangen um ein paar Tage dort zu wohnen. Aber sie habe sich dann entscheiden müssen, ob sie sich vor der Angst tyrannisieren lassen will oder Lösungen suchen. Also hat sie eine Securityfirma angestellt und grosse Zäune ums Grundstück bauen lassen.

Ihre Lockerheit mit solchen Dingen umzugehen färbt auch schon ein wenig auf uns ab. Im Nachhinein war das Geballere ums Haus herum also nicht wirklich ein Abenteuer und erscheint in unseren Augen schon fast unwichtig. Andererseits, wenn das jetzt auf einem Campingplatz irgendwo unterwegs passiert wäre, würden wir vielleicht doch ein wenig Panik schieben…


Letzten Donnerstag waren Yelena, Lara, Leo und ich in der Stadt. Zuerst waren wir beim Augenarzt um für Lara eine neue Brille zu bestellen. Ich hatte ja schon befürchtet, dass das wieder einmal eine Zangengeburt werden wird, war es aber nicht. Die sind dort besser ausgestattet als unser Castella in Bulle. Ich war furchtbar Stolz auf Lara, wie sie die zahlreichen Augentests gemanagt hat. Sie antwortete auf alle Fragen in Englisch, als wäre das nichts. Einzig „worse“, also schlechter, hat sie nebenbei grad mal gelernt, da sie dieses Wort noch nicht kannte.

Als wir dann auf dem Rückweg zum Auto waren, wollte uns ein Zeitungsverkäufer die „Allgemeine Zeitung“ (Deutschsprachige Zeitung hier in Namibia) verkaufen. Lara antwortete locker in AFRIKAANS „Ons hed“. Ist sicher nicht richtig geschrieben, ICH spreche ja kein Afrikaans. Lara hat das bei Fabienne aufgeschnappt und wusste noch, dass das „wir haben schon“ heisst. Ich bin wirklich hin und weg, wie schnell und locker sie die Fremdsprachen aufnimmt und absolut keine Hemmungen hat, diese auch anzuwenden!


Wir fuhren dann in ein Einkaufszentrum zum anderen Ende der Stadt. Von der Grösse her kann man es etwa mit dem Westside in Bern vergleichen. Es hat einfach viel mehr Läden. Wir haben den ganzen Tag da verbracht und viel Krimskrams gekauft und natürlich auch wieder mal Lebensmittel. Wir sind ja mittlerweile eine 7-köpfige Familie und da wird so einiges weggegessen. Wir nahmen also zwei Wägeli und kurvten durch die Regale. Ein älterer Mann fragte mich dann, ob ich eine Lodge habe weil ich so viel einkaufe ☺ Meine Antwort: „Nein, eine grosse Familie und nur einmal pro Woche einkaufen“ hinterliessen ihm wohl einen bleibenden Eindruck…

Bin froh, dass die neue Brille bestellt wird. Ist wirklich nötig. Sobald die dann mal da ist, werden wir dann langsam aber sicher weiterfahren. Ihr werdet es an dieser Stelle erfahren!


Jagdfieber


Die vergangenen drei Wochenenden haben wir jeweils auf Fabiennes Jagdfarm verbracht. Die Farm liegt etwa 180 km nordöstlich von Windhoek. Eigentlich sind es zwei Farmen. Die eine heisst „Kragkop“ und die andere „Zufall“. Nein, kein Schreibfehler, die heisst wirklich so ☺


Die Farmen liegen nebeneinander und sind grösser als das ganze Gebiet der Gemeinde Jaun (etwa 7‘500 Hektaren). Wir können also tagelang herumfahren und es passiert schon, dass wir während Stunden kein einziges Stück Wild sehen. Tatsächlich hat es Unmengen davon. Hauptsächlich Hartebeest und Oryxe – beides eine Gazellenart. Weniger gern gesehen sind die Wildschweine und Schakale. Dann gibt es noch Rappen- und Pferdeantilopen, Schwarznasenimpalas, Giraffen, Springböcke, Wasserböcke, Weissschwanzgnus und Zebras, Nialas und viele, viele andere. Die letzteren werden aber nicht gejagt, die dienen zur Zucht oder für die Freude am Tier, manchmal auch als Kapitalinvestition.

Die Farm wird für verschiedene Zwecke genutzt. In erster Linie als „Fleischlieferant“. Metzgers beziehen fast das ganze Fleisch für gute 50 Leute hier. Die Angestellten werden nämlich auch verpflegt. Das wäre schon was, was uns zu Hause Spass machen würde: Der Arbeitgeber liefert jeweils Ende Monat mit dem Lohn auch gleich noch die Monatsration an Essen, Toilettenartikel und Waschpulver mit… Ist hier tatsächlich so!

Das Fleisch wird gejagt. Für uns ist das im Moment natürlich toll: Wir lernen dank Moritz viel über die Tiere und deren Verhaltensweisen. Mittlerweile kann ich schon manchmal unterscheiden, ob wir ein Männchen im Visier haben, oder ein Weibchen weiterziehen lassen ☺.

D.h. Es ist eigentlich ein Arbeitsintensiver Job. Also haben Metzgers die Jagd verpachtet. Ein externer Jagdaufseher übernimmt die ganze Administration. Hier in Namibia ist die Jagd sehr streng reglementiert. Auch wenn die Tiere nachweislich Privatbesitzern gehören, dürfen die nicht einfach jagen, was ihnen grad so gefällt. So wird die Artenvielfalt und die Gesundheit der Tiere gewährleistet. Wie auch in der Schweiz gibt es hier also ein Permis, das von der Regierung erteilt wird.

Wenn nun also Touristen aus Europa kommen, können sie hier auf die Jagd gehen. Der Jagdaufseher ist dabei und kontrolliert, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Die Touristen dürfen die Trophäe (das Geweih oder so) behalten, der Jagdaufseher kassiert einen gewissen Teil und der Rest sowie das Fleisch geht an die Firma. So sind alle zufrieden.

Ich gestehe, dass ich am Anfang furchtbar Mühe mit diesen „Trophäenjägern“ hatte. Ich stellte mir immer so dicke fette Deutsche vor, die mit Geld alles kaufen können und wild in der Gegend herumballern um dann zu Hause am Stammtisch von ihren „Abenteuern“ zu erzählen.

Seit wir nun mehrere Wochenenden hier verbracht haben, sehe ich das schon ein wenig anders. Man kann da nicht einfach rausfahren und die Tiere warten brav, dass der Tourist schiesst. Man muss stundenlang suchen und warten. Dadurch, dass es hier so gross ist muss man auch immer auf kranke oder alte Tiere achten. Die Hege ist ein überaus wichtiger Bestandteil den ich vorher unterschätzt habe. So gesehen ist es wirklich eine Win-Win Situation und ich steige wieder einmal von meinem hohen Ross der Vorurteile herunter. Jaja, das soll es tatsächlich geben!


Die Farm wird auch noch zur Rinderzucht genutzt. Rinder und Wild leben problemlos miteinander. Im Moment sind etwa 1‘000 Rinder hier. Die Tiere werden jeweils verkauft. Milchwirtschaft oder so gibt es nicht. Wäre ja in dieser Grösse auch gar nicht möglich. Man darf auch nicht vergessen, dass es jetzt in der Regenzeit schönes Gras hat – hingegen die allermeiste Zeit des Jahres fressen die Tiere nur trockenes Gras wie unsere daheim halt Heu im Winter.


Die Mädels teilten zu Beginn meine Ansichten zur Jagd. Die Jungs natürlich nicht. Erich ist sowieso ein begeisterter Jäger und Leo eifert ihm nach, wo es nur geht.

Schon nach der ersten Pirsch hat es aber auch die Mädels und mich gepackt. Fabienne hat mich dann natürlich schon ziemlich ausgelacht… aber es ist schon so… Das Fieber packt einem, ob man will oder nicht. Ich würde jetzt zwar nie schiessen. Würde mich schlicht nicht trauen. Aber so mit dem Jagdauto herumzufahren und Tiere suchen – das hat schon was. Fühle mich dabei immer wie Karen Bixen in „Out of Africa“. Robert Redford habe ich leider bisher noch nicht gesehen – aber ungefähr so kann man sich das halt vorstellen. Endlose Steppe – Bäume – Gebüsch, dann in der Ferne ein Tier. Langsames heranpirschen (der Toyota macht zum Glück weniger Lärm als unser Studi) und schauen, was es ist…

Yelena hat schon in Windhoek sehr klar zum Ausdruck gebracht, dass sie NIE und NIMMER auf die Jagd geht. Sie würde dann Bücher mitnehmen und beim Haus bleiben. Denkste! Mittlerweile ist sie diejenige, die am liebsten Tag und Nacht rausfährt. Nachtfahrten habe ich eine gemacht – voriges Wochenende war Vollmond. Leider schifft es aber auch hier immer mal wieder und so prickelnd fand ich das jetzt auch wieder nicht. Wenn ich nämlich als Alternative ein gutes Buch, ein feines Glas Rotwein und ein warmes Feuer im Cheminée habe… Dann, ja dann… ist bei mir das Jagdfieber immer noch nicht so wirklich stark ausgeprägt!

Die Kinder und Erich hingegen fahren auch Nachts gerne raus. Sie sehen dann Eulen, Stachelschweine und andere Nachtaktiven Tiere.

Wir sind uns schon bewusst, dass wir wieder einmal unglaublich privilegiert sind und grosses Glück haben, dass wir das alles erleben dürfen. Gerade für die Kinder ist es sehr eindrücklich. Moritz hat die Kinder gelernt mit dem Kleinkaliber zu schiessen. Natürlich nur auf Dosen! Als dann Leo zum ersten Mal wirklich anlegend durfte – das war schon ein grosser Moment für unseren Helden. Moritz hat dafür ein gutes Händchen. Leo ist 8 Jahre jünger als Moritz aber in dem Moment verstehen sich die beiden. Sonst ist es immer eher so, dass unser Mini unserem (Fabiennes) Maxi auf die Nerven geht. Jungs halt…

Die Kinder lernen auch, dass Fleisch vom TIER stammt. Dass das schön vakuumverpackte Fleisch im Supermarkt einmal gelebt hat. Dass es blutet, komisch riecht, gehäutet und ausgenommen werden muss étc. Es ist schon gut, dass uns das immer mal wieder in Erinnerung gerufen wird. Es hat auch viel mit Respekt gegenüber dem Tier zu tun was wir hier lernen.

Bei allem lernen und interessanten: Ich liebe es einfach, hier zu sein! Hier können wir richtig Ferien machen. Wir sind weit weg von allem. Es ist so unglaublich ruhig! Die nächste Stadt ist etwa 130km entfernt…

Der nächste Doktor übrigens auch…

Am Freitagabend sind wir hier angekommen und wir wollten schnell noch mal raus bevor es eindunkelt. Nach etwa einer halben Stunde fing es natürlich wieder mal an zu schiffen! Himmelnochmal – irgendwann sollte es doch nun wirklich genug sein damit!!

Wie auch immer. Moritz und Erich meinten, ich solle zurück zum Haus fahren. Es schiffte mittlerweile recht stark und der Scheibenwischer machte mehr ein Geschmier als etwas anderes. Vielleicht war auch die etwas höhere Geschwindigkeit von etwa 15kmh anstatt der üblichen 5 Schuld: Ich krachte voll in ein „Schweineloch“ hinein. Die Erdschweine wühlen liebend gerne. Auch auf der Sandpiste. Und ich sah es einfach nicht kommen!

Lara beginnt panisch an zu schreien, Erich fast gleich laut wenn auch ein wenig Zeitverzögert. Lara ist leider mit dem Kopf voll ans Eisengestäng des offenen Autos geknallt und blutete wie verrückt aus der Nase. Erich knallte auch mit dem Kopf ans Eisen und fiel dann direkt zurück auf den Rücken. Vor lauter Sorge um Lara habe ich gar nicht wirklich gemerkt, dass er auch blutet. Erst als wir dann wieder im Haus ankamen sah ich, dass er auch wieder mal was am Kopf hat. Sind wir uns bei ihm ja mittlerweile gewohnt!

Zum Glück habe ich wirklich viel Verbandsmaterial und Medikamente dabei und die Verletzungen waren schnell behandelt. Alles betteln hat nichts genutzt, Erich gestatte mir auch dieses Mal nicht, dass ich nähen darf. Dabei würde ich das wirklich gerne mal ausprobieren. Also wieder ein Steristrip und eine Narbe mehr an der Stirn. Jetzt hat er also eine aus Nigeria und eine aus Namibia… (Wieviele N-Länder haben wir noch auf unserer Reise?)

Lara hat die Nase verstaucht und kann im Moment ihre nigelnagelneue Brille nicht mehr anziehen. Ja, die Brille ist übrigens mittlerweile da! Item.

Die Nase ist stark geschwollen aber zum Glück nicht gebrochen. Wir sind also alle mit dem Schrecken davongekommen. Am Abend hat dann Lara zu ihrem persönlichen Schutzengel Bojan gebetet und ihm dafür gedankt, dass er so gut zu ihr schaut ☺