Abreise - Frankreich, Spanien



Der Tag der Abreise


Am Samstag 7. August war es endlich soweit. Wir waren soweit startklar, dass wir endlich zur grossen Reise aufbrechen konnten. Im letzten Beitrag verkündigte ich noch frohgemut, dass es sich nur noch um Stunden handeln würde. Nun – bei einem allerletzten Mechaniker-Check stellten Erich und Patrice fest, dass  beim Rad hinten rechts wieder mal Öl ausläuft. Himmel nochmal! Also Rad wieder runter – und tatsächlich, das Öl lief in Strömen. Wieder mal die Firma Forrer kontaktieren – und fragen, was es denn diesmal sein könnte. Tatsächlich ist der „Simerring“ nicht mehr als Originalteil erhältlich. Also passte die Firma Forrer das benötigte Teil irgendwie an. Leider erst im 3. Anlauf passend. Am Montag früh (2. August) wurde irgendein Teil per Express bestellt. Am Mittwochmorgen kam Herr Forrer damit bei uns an. Um gleich wieder umzukehren, der Ring passte nicht…. Am Donnerstagabend sehr spät wurde alles wieder montiert. Mit der Hoffnung, dass wir jetzt endlich (!) das schon längst erforderliche Teil korrekt haben und es auch geleimt montiert wird. Sorry wenn ich das nur so oberflächlich erkläre – habe wie weitherum bekannt ja schlicht keine Ahnung was Mechanik ist. Und Erich hat schlicht keinen Nerv, um selbst zu schreiben…

Wie auch immer. Theoretisch hätten wir auch am Freitag losfahren können, dann hätten wir aber wieder mal hetzen müssen. Also entschieden wir, rund um unsere Baustelle aufzuräumen, die Baracke einigermassen in Ordnung zu bringen und am Samstag nach dem Frühstück loszufahren.

Schlussendlich wurde es dann doch Samstagmittag – wir mussten uns ja wieder mal vom halben Dorf verabschieden. In der Hoffnung, dass es jetzt wirklich gut sein wird ☺

Bevor es wirklich losgehen konnte, machten wir noch einen kurzen Zwischenhalt im Altersheim. D’Mama hielt gerade ihr Mittagsschläfchen und war nicht sehr kommunikativ. Sie realisierte aber, dass wir in die Ferien gehen. Wir haben ihr nicht erzählt, dass es eine längere Reise werden sollte.


Heja juchheeeee – endlich losfahren! Wir fuhren Richtung Genfersee. Ich wollte unbedingt mal am linken Seeufer entlangfahren. Wir überquerten also recht schnell die Grenze nach Frankreich. Eigentlich wollten wir noch zu Décathlon – habens aber nicht gefunden. In Thonon plötzlich ein gestresster Erich… Wir verlieren irgendeine Flüssigkeit. Also rechts an und schauen. Tatsächlich – unser toller Wassertank hatte das Gerüttel nicht gern. Das Wasser spritzte fröhlich durch die halbe Kabine und fand irgendwann den Weg nach draussen. Also all das gute und saubere Jaunerwasser über die Dusche und das Waschbecken rauslassen.

Wir entschieden uns, gleich vor Ort einen Campingplatz zu suchen. Macht ja keinen Sinn mit dem Nassen Wagen herumzufahren ohne zu wissen, was da eigentlich passiert war.

Der Campingplatz war toll und wir belohnten uns mit einem erfrischenden Bad im See. Danach Pommes Rissole und ein Steak in die Pfanne hauen.

Nach dem Essen wollte Yelena ihr Handy aufladen. Beim Einstecken gabs plötzlich einen schrillen Signalton. Das tönt nicht gut! Irgendwie ist irgendwas mit dem Strom auch noch nicht in Ordnung. Also anstatt gemütlich ein Käfeli zu trinken stromerte Erich die halbe Nacht am Schtudegumper herum und brummelte etwas von Chassis und Masse. Wir nahmens zur Kenntnis – viel anderes blieb ja nicht übrig. Siehe oben unter Sandra und Mechanik. Strom gehört übrigens auch in dieselbe Kategorie….

Die erste Nacht „in der Fremde“ verlief gut. Wir hatten ja schon Übung im Schtudegumper zu schlafen – seit Anfang August haben wir probecampen gemacht.


Am Sonntag ausschlafen und gemütlich zusammenpacken. Heute wollten wir Strecke machen. Schliesslich wird es unmöglich sein, irgendwelches Flickmaterial für den Wassertank zu finden. Wir besorgten uns genügend stilles Mineralwasser fürs Abwaschen und Kochen und machten uns auf den Weg Richtung Lyon.

Da wir gestern nicht sehr weit gefahren sind, entschieden wir uns, Autobahn zu fahren.

Der Wagen lief toll – wenn auch nicht sehr schnell. Wir denken, dass wir es ungefähr auf 80 kmh bringen. So genau kann das leider niemand sagen, weil die Pneus grösser sind und nicht auf den Tacho eingestellt. Keine Ahnung und etwas von dem, dass wir irgendwann noch studieren müssen, wie wir das lösen könnten. Es ist jetzt nämlich schlicht unmöglich zu sagen, wie weit wir fahren oder fahren müssen. In Europa mit super ausgeschilderten Strassen kein Problem. Aber dann weiter unten wird das heitere Kilometerraten vielleicht noch zum Problem.

Gegen 17h verliessen wir kurz nach Vienne die Autobahn um an der Rhône ein schönes Übernachtungsplätzchen zu suchen. Wir wurden nach ein bisschen herumfragen schnell fündig.

Leo übte das erste Mal Angeln. Mit bescheidenem Erfolg ;-)

Also schmiss ich Schweinesteaks in eine Pfanne und köchelte Teigwaren. Falls er doch etwas gefangen hätte, versprach ich ihm, dass ich den Fisch zum Frühstück verspeisen würde…

Die Nacht war recht warm, aber wir schliefen alle tief und fest nach diesem Pannen- und Sorgenfreien Tag!


Der Montag, 9. August stand ganz im Zeichen von Ersatzteilbeschaffung. Wir müssen unbedingt den Wassertank in Ordnung bringen. Auf Dauer mit Mineralwasser zu kochen und Abzuwaschen – das geht nicht! Wir fuhren also die N7 in Richtung Valence und schon recht schnell entdeckten wir einen riesen Baumarkt, so Glasson ähnlich. Am Mittag schmissen sie uns sehr freundlich raus – sie würden drum jetzt gerne schliessen ;-) Wir haben so ziemlich alles gefunden, ausser die Sicherungen, die Erich zu Hause vergass einzupacken.

Weiter also Richtung Valence über schöne und gute Nationalstrasse. Leider nicht sehr weit. Kurz vor Valence hupte ein Autofahrer und machte lustige Zeichen. Ein Blick in den Rückspiegel – Shit! Es raucht. Also raus auf den nächsten Parkplatz und da stehen wir nun…

Diesel spritzt im Motor herum und das sollte wohl nicht so sein. Erich schraubt und sucht und unterhält sich mit besorgten Verkehrsteilnehmern die fragen, ob sie helfen können.

Die Kids machen ein bisschen „Schule“ – d.h. im Moment lesen sie. Und ich schreib Tagebuch und harre der Dinge die jetzt kommen.


Mittwoch, 11. August – St-Pierre s/Mer

Am Montag war dann irgendwann das Problem erkannt. Also – Erich war es bekannt, ich staunte nur. Er brummelte was von Einspritzpumpe und geht wohl wie immer davon aus, dass ich alles haargenau verstehe oder dann wenigstens seine Gedanken lesen kann… Lange Rede kurzer Sinn: Schon wieder ein „Major Problem“. Er bastelte etwas und mit 5 Zylindern tuckerten wir los. Die zwei Garagen die wir am sehr späten Nachmittag noch anpeilten hatten nichts für uns. IVECO übrigens auch nicht. Obschon die doch die Magirus übernommen haben. Immerhin hatten wir eine Adresse in der Nähe von Montélimar. Da es aber schon recht spät war suchten wir einen Campingplatz und wurden auch recht schnell fündig. Der Platz hatte einen Pool und die Kids amüsierten sich nach dem langen Tag im Lastwagen. Erich und ich haben uns ein kühles Bier redlich verdient, nachdem der kaputte Wassertank dick mit Sika beschmiert war und neue Aluschienen drüber gepappt. Also wenigstens ein guter Abschluss eines schwierigen Tages.

Am Dienstag, 10. August fuhren wir sehr früh morgens los um besagten Ersatzteilhändler zu suchen. Dank dem guten Beschrieb des Campingwirts fanden wir das sehr schnell.

Blöd war nur, dass der gerade Ferien hat.

Nun war guter Rat teuer. Zurück nach Valence? Oder voll Risiko vorwärts, in der Hoffnung, dass wir dann schon irgendwann mal eine Garage oder einen Ersatzteilehändler finden? Vorwärts, was sonst. Die nächsten Stunden verbrachten wir mit LKW-Garagen suchen und immer wieder nachfragen. Positiv – keiner konnte helfen, aber alle hatten eine Idee, wo man es sonst noch probieren könnte. Safari der etwas anderen Art…

Irgendwann hatten wir dann doch Glück: In einer Renaultgarage wussten sie Bescheid von jemanden, der die Teile passgenau nachbaut. Es war dann eine Geschichte von einer knappen halben Stunde und das Teil war nachgefertigt und nach einer weiter halben Stunde bereits von Erich montiert.

Der Nachmittag verbrachten wir mit fahren. Es lief und lief einfach verdächtig gut! Wir schafften die Strecke bis ans Meer – hach hatten die Kids Freude daran!

Die Suche nach einem Campingplatz war dann schlicht unmöglich. Man geht ja auch nicht in der Woche vom 15. August nach Südfrankreich ohne Reservation… Schlussendlich haben wir wild in der Pampa übernachtet und sind heute Mittwoch sehr früh losgefahren mit dem Ziel so schnell wie möglich einen Campingplatz zu finden und uns einen Ruhetag zu gönnen.

Vor St-Pierre s/Mer wurden wir dann fündig. Hier fanden wir auch endlich Wasser um den geflickten Wassertank zu testen.

Lara und Leo haben wir den ganzen Tag kaum gesehen, sie haben den Tag am und im Meer verbracht. Yelena im Liegestuhl. Sie hat leider eine Sommergrippe erwischt. Zumindest hoffe ich, dass es das ist und nicht irgendwelche unbekannten Pollen die eine Asthmareaktion auslösen können.

Erich und ich haben den Tag mit werkeln am Schtudegumper verbracht. Endlich wieder Wasser zu haben war ein tolles Gefühl. Nur das von Hand waschen… Da muss ich noch eine rationellere Lösung finden. Die „Waschmaschine“ kommt auch zum ersten Mal zum Zug. Bin schon gespannt auf das Resultat morgen bei der Ankunft wo auch immer.

Erich mechte die ganze Zeit. Ölen, Schmieren étc. Er ist zufrieden mit dem Resultat. Es tropft nirgends ☺ - das Heizen des Motors hat nichts Ungutes zu Tage gebracht!

Mittlerweile habe ich wieder ein ganz klein wenig Hoffnung, dass wir es vielleicht doch schaffen, länger als 14 Tage unterwegs zu sein…


Freitag, 13. August – südlich von  Barcelona

Ja genau – sind gestern in Spanien angekommen. Haben ungefähr 300km am Stück fahren können, es läuft im Moment wirklich toll und ich habe schon bald wieder Frieden mit unserem Gefährt. Zwar ist das Wassertankproblem noch nicht vollends gelöst – irgendwie tröpfelt es immer noch. Aber Erich ist zuversichtlich, dass er das auch noch hinkriegt.

Heute endlich wieder mal Internetempfang! Zig Mails sollten beantwortet werden. Ist schön und lieb von euch allen, die uns schreiben und eine gute Zeit wünschen. Der Empfang ist aber schlicht lausig. Zuerst dachte ich, es liege an meinem PC. Ralph ist ja von Natur aus ein Sicherheitsjunkie und ich habe gedacht, dass er meinen PC so konfiguriert hat, dass er Im Fang läuft und sonst nirgendwo anders auf der Welt. Zum Glück ist dem nicht so – ich habe immer mal wieder für ein paar Minuten Verbindung. Aber einfach nicht genug, um was Vernünftiges zustande zu bringen. Wird schon.

Der Campingplatz hier ist bombastisch. Es hat sogar eine Waschmaschine! Und ich Idiot verbringe Stunden damit, unsere Kleider von Hand zu schrubben. Die Schtudegumper-Maschine funktioniert übrigens toll.

Yelena zickt schon wieder fleissig in der Gegend herum. Es war tatsächlich nur eine Sommergrippe und nichts Ernstes. Leo und Lara wachsen Schwimmhäute – sie wollen hier nicht mehr weg und entwickeln gerade Strategien, wie wir es erklären könnten, dass wir nicht nach Afrika gehen sondern hierbleiben und einfach allen sagen, dass wir unterwegs seien. Blühende Phantasien!

Je nach Wetter verbringen wir noch einen Tag hier – und sollte es ein paar Wölkchen (…) am Himmel haben, dann fahren wir weiter. Ich freu mich drauf!