Gabon - Kongo - DRC

20./21. November: Kribi

Tara-Plage ist ein kleines Paradies. Wir stehen direkt am Meer, haben saubere Sanitäranlagen, ein tolles Restaurant – schlicht, es ist herrlich hier!

Wir verbringen das Wochenende mit viel Aufräumen, Waschen, Schule und anderen lästigen Pflichten. Aber immer wieder unterbrechen wir die Arbeit mit einem Sprung ins saubere Meer oder einem kleinen Ausflug zu einem nahe gelegenen Wasserfall. Von dort bringt mir Lara auch den heissbegehrten schwarzen Sand mit! Hatte wirklich grosse Freude daran.

Ruth und Ian gefällts auch und die Kinder spielen gerne mit Ian. Mit ihm lernen sie spielerisch englisch, es ist verrückt, wie schnell die Kinder andere Sprachen aufnehmen! Am Abend gönnen wir uns jeweils ein feines Essen im Restaurant. Ausser am Sonntagabend, da habe ich eine Quiche gemacht. Zwar ohne Käse, aber geschmeckt hats trotzdem sehr gut!


22. November: Kribi – Ebolowa

Erich und ich standen bereits um halb sechs (!) auf. Wir wollten vor Mittag in der Botschaft der Demokratischen Republik Kongo (DRC) sein um unsere Pässe abzuholen. Der Abschied von dem kleinen Paradies fiel uns ziemlich schwer. Es hat gut getan, sich ein wenig zu erholen und die vielen kleinen liegengebliebenen Arbeiten zu erledigen. Zwar ist die Fensterscheibe nicht gewechselt, aber wir werden das wohl erst in Namibia in Angriff nehmen können.

Auf der Fahrt zurück nach Yaounde hatten wir ein ziemlich furchtbares Erlebnis: In der Nacht oder in den frühen Morgenstunden ist ein Junger Mann von einem Auto An- oder überfahren worden. Zwar haben sie die Unfallstelle provisorisch ein wenig abgegrenzt, aber der Tote lag einfach auf der Strasse! Zum Glück haben die Kinder das nicht gesehen! Auch als Ruth und Ian eine Stunde nach uns die Stelle passierten, lag er immer noch dort! Anscheinend können oder wollen die Schwarzen keine Toten anrühren, das erklärt auch, weshalb die toten Tiere am Strassenrand nicht entsorgt werden. Aber bei Menschen sollte das doch anders sein! Schwer verständlich für uns…

Ruth und Ian holten unsere Pässe ebenfalls von der Botschaft ab und das gab Erich Zeit, die abgelaufene Versicherungskarte zu erneuern. Er war bei einer Filiale der AXA, sogar die gibt es hier! Derweil ging ich mit den Kindern nochmal in „unser“ Einkaufszentrum einkaufen. Nebenan hatte es auch eine Art Optiker und wir liessen dort auch endlich wieder einmal Laras Brille richten. Sie wollten uns eine neue verkaufen, weil diese hier so zerkratzt sei. Mein Vertrauen in die hiesige Optikerkunst hält sich aber ziemlich in Grenzen und so schlimm ist die Brille noch nicht dran. Auch das werden wir in Namibia genauer anschauen.

Ruth und Ian konnten ebenfalls alles Nötige erledigen und deshalb entschieden wir, heute noch in Richtung Grenze von Gabon zu fahren. In Ebolowa übernachteten wir beim Hotel „Porte Jaune“ und genossen eine recht kühle Nacht!


23. November: Ebolowa – Oyem

Wieder einmal ging es am Morgen recht früh los, schliesslich haben wir eine Grenze vor uns. Und eine Riesengrosse Unbekannte, denn wir haben das Gabon-Visum nicht in Yaounde  beantragt. Die Spanier hatten uns erzählt, dass das problemlos direkt an der Grenze zu erhalten sei und erst noch günstiger. Also probierten wir es einfach, mit dem Wissen, dass wir im Schlimmsten Fall einfach zurück nach Yaounde müssen. Am Ausreiseposten von Kamerun fragten wir vorsichtshalber, ob wir allenfalls wieder einreisen könnten, wenn uns Gabon ablehnt. Wieso wir das Visum denn nicht in Younde geholt hätten? Wir haben dann gelogen und gesagt, wir seien direkt von Kribi hierhergefahren und wollten nicht den Umweg über die Hauptstadt nehmen. Das schien die Grenzer zu überzeugen und versicherten uns, dass das schon gehen würde mit Gabon, vor allem, weil wir Europäer seien. Für Afrikaner sei es schier unmöglich, nach Gabon zu reisen.

An der Immigration angekommen wurden wir dann vom Zöllner freundlich begrüsst und unsere Lüge kam ihm nicht schräg vor. Es sei kein Problem, wir könnten das Visum am Hauptzollposten in Bitam holen. Wow, cool!

Dort angekommen, wurden wir zwar schräg angeschaut und der Zöllner hatte erst nicht richtig Lust, uns zu bedienen. Da wir aber einfach da sitzen blieben, bemühte er sich irgendwann dann doch und dann kam die Riesenüberraschung! Wir erhielten ein Biometrisches Visum! Wir wurden fotografiert (ich seh darauf übrigens aus wie auf einem dieser Knastfotos, Erich nicht viel besser…) und wir mussten unsere Fingerabdrücke geben! Hochprofessionell das Ganze! Als ich dann die Kinder für die ganze Prozedur holen wollte, meinte der Zöllner, das sei nicht notwendig, da die Kinder noch nicht 14 seien! Sie bekamen lediglich einen Einreisestempel in ihren Pass und den erst noch gratis. So haben wir also jede Menge Geld (über 350 Franken) und mindestens 4 Tage Wartefrist gespart!

Wir fuhren dann gemeinsam bis Oyem und haben dort bei einem Kloster übernachtet. Es ist ein superschöner Platz, uns gefällts hier richtig gut. Am späteren Nachmittag probte dann der Kirchenchor Weihnachtslieder in der Kirche. Ich fragte, ob ich einen Moment zuhören dürfte und das wurde selbstverständlich gestattet. So kam ich in den Genuss von einem Gratiskonzert von Gospelliedern – es war traumhaft schön und vor allem so beruhigend!


24. November: Oyem – Ndjolé

Der Tag der Äquatorüberquerung! Wir wussten, dass das erste Teilstück gute Teerstrasse sein würde und dann vor dem angepeilten Tagesziel Ndjolé wieder mal Krater auf uns warten werden. Am Morgen kauften wir auf dem Markt noch ein wenig Gemüse und Brot ein und los gings. Den Äquator erreichten wir am frühen Nachmittag. Eigentlich ist das ganze ziemlich unspektakulär, man sieht ja keine Linie oder so. Aber dank GPS (jaja, es ist ein superding!) wussten wir genau, wann es soweit sein würde. Ruth ist in ihrem normalen Leben Lehrerin für Physik und Chemie. Da bot es sich natürlich an, zu erforschen, wie das jetzt ist mit dem Wasserablauf Vor-Auf-Nach dem Äquator. Also experimentierten wir mit einer Wasserflasche, in welche Richtung das Wasser nun abläuft. Vor dem Äquator schön im Uhrzeigersinn, auf der Linie gerade hinunter und nach dem Äquator effektiv im Gegenuhrzeigersinn. Das alles notabene neben der Hauptstrasse ohne Parkstreifen. Aber die anderen Fahrer sind sich wohl an Touristen gewöhnt, die hier in den Kurven parkieren und obligatorische Fotos schiessen ;-) Das ganze Experimentieren war toll, auch wenn ich den Verdacht habe, dass es uns Erwachsene weit mehr faszinierte als die Kinder! Erschwerend kam hinzu, dass es überall ganz biestige und hinterlistige schwarze Fliegen hatte! Die Stiche der Viecher taten höllisch weh und machten dem Experimentieren dann auch bald  einmal ein Ende.

Die restlichen 40 Km waren dann ziemlich übel: Es rüttelte und schüttelte uns ziemlich durch und wir waren heilfroh, endlich in der Auberge St-Jean in Ndjolé anzukommen. Leider entpuppte sich der Ort als totale Katastrophe. Aber es war schon zu spät um noch irgendwo ein Buschcamp zu suchen und wir bissen halt in den sauren Apfel und verbrachten die Nacht hier.


25. November: Ndjolé – Libreville

Wir starteten eine gute Stunde vor Ian und Ruth, denn wir wollten unbedingt noch vor dem Mittag im Libreville sein um da wieder mal einen Versuch für das Angolavisum zu starten. Die Strecke verlief super, die Strasse ist gut ausgebaut. Zwar sind die restlichen 100 Km vor Libreville eher durchzogen aber wir kamen trotzdem gut voran.

In Libreville angekommen fuhren wir sofort zur Angolabotschaft. Erich, Yelena und Leo durften rein, die hatten nämlich Crogs an. Lara und ich nur Flipflops und wir mussten erst Schuhe wechseln. (No comment!) Aber alles Schuhe wechseln hat nichts gebracht. Auch hier bekommen wir das blöde Papier nicht. Alles diskutieren und argumentieren hat nichts gebracht und schlussendlich wurden wir ziemlich unhöflich hinausgeworfen. Der Typ gab uns dann grosszügigerweise noch eine Liste mit Telefonnummern der Angolabotschaft in Kinshasa, die sich dann im Nachhinein als falsch erwiesen. Ich habe ihn im Verdacht, dass er einfach irgendwelche Ziffern aufgeschrieben hat, nur damit er uns endlich loswird! Sauerei!

Extrem gefrustet machten wir uns auf den Weg zum „Maison Liebermann“ in Libreville. Auf den ersten Blick war die Unterkunft nicht grad das Gelbe vom Ei, entpuppte sich dann aber kleine und feine Oase im Grossstadtdschungel. Der Pater (es ist ein katholisches Haus) gab uns dann sogar noch den Schlüssel für Gratis Internetempfang und der Frust wurde sehr schnell in Arbeitswut umgewandelt. Ich arbeitete sehr lange an der Homepage, die Fotos aufschalten, Mails beantworten étc. Derweil spielten die Kinder Schach, Erich und Ian werkelten am jeweiligen Fahrzeug herum. So endete ein Frusttag doch noch gut!


26. November: Libreville – Lambarene

Bevor wir gegen 11 Uhr losfuhren wollten die Kinder auch endlich mal an den PC. Es hat aber in der Nacht fürchterlich gewittert und die Leitung war futsch. Es tat mir sehr leid für die Kinder, die wollten doch auch noch ihren Gspändli zu Hause etwas schreiben. Da ich am Vortag die ganze Zeit den Compi blockiert hatte, ging es leider nicht mehr.

Wir wollten heute die Wirkungsstätte und das Museum von Albert Schweitzer besuchen. Auf dem Weg nach Lambarene hatte dann Lara einen wirklich schlimmen Anfall von Heimweh. Die Arme hat sicher eine halbe Stunde geheult. Wenn man Lara kennt, weiss man, dass das wirklich lange ist! Sie wollte einfach nur noch nach Hause zu ihrem Gotti, zu ihrem Tanti, zu Sissi und sogar wieder in die Schule. Sie hat uns sehr, sehr leid getan. Sonst ist es immer eher Yelena die mit Heimweh kämpft. Beim Reden kam dann heraus, dass sie sich grosse Sorgen macht, wegem Angolavisum. Erich und ich gingen eigentlich immer davon aus, dass das die Kinder nicht heftig interessiert, was wir so diskutieren und planen. Wir haben uns schwer getäuscht und müssen in Zukunft sehr darauf achten, nicht zu viel von unseren Sorgen auf die Kinder zu übertragen. Im Gegensatz zu ihnen sind wir überzeugt, dass wir früher oder später dann schon irgendeine Lösungen finden werden. Lara hat das Wissen, das wir haben ja nicht. Es ist eine Gratwanderung mit Abwägen, was wir erzählen und was nicht!

Zum Glück war es dann bei Albert Schweitzer sehr schön. Wir haben so viel über diesen faszinierenden Mann und seine Frau Helene gelernt! Frau Schweitzer ist übrigens in Zürich gestorben. Auch haben wir endlich gelernt, dass Schweitzer ursprünglich Deutscher aus dem Elsass war, nach dem Weltkrieg dann aber eine neue Nationalität als Franzose bekam. Ausserdem erhielt er den Friedensnobelpreis (eine Kopie davon ist im Museum ausgestellt). Unter anderem fanden  wir auch einen Brief den Albert Einstein an Schweitzer geschrieben hat! Die Familie Schweitzer ist in Lambarene beim Hospital beerdigt. Letztes Jahr ist seine Tochter Rena in New York gestorben und ihre Asche wurde bei ihren Eltern beigesetzt.

Der Besuch hat auch Lara gefallen, danach ging es ihr merklich besser. Schliesslich durften wir überall hinein, auch in die Privaträume von Dr. Schweitzer, wie gesagt, es war sehr beeindruckend!

Danach gingen wir zum Kloster der Schwestern „Immaculé Conception“. Hei, war das ein schöner Platz! Vor allem hatte es hier Warmwasserduschen und wirklich viel Platz für uns. Und noch eine schöne Überraschung wartete hier auf uns! Wir lernten Heike und Stefan kennen. Die beiden sind in Kenia gestartet und befinden sich nun auf dem Rückweg nach Deutschland. Schnell haben wir entschieden, an diesem schönen Platz einen Tag länger zu bleiben!


27. November: Lambarene

Irgendwann in den vergangenen Tagen hat ein Stossdämpfer den Geist aufgegeben und Erich machte sich am Morgen auf die Suche nach Ersatz. Er wurde zwar nicht fündig, ein Einheimischer bot ihm aber an, sich umzusehen oder einen selber zu fabrizieren und uns dann zu bringen. Wir anderen verbrachten den ganzen Tag mit quatschen, Routen planen, Erfahrungen austauschen, lesen, spielen und die Kinder vor allem mit Fernsehen. Es hat so richtig gut getan, einfach mal nichts zu tun und uns zu erholen. Heike und Stefan haben uns dann auch noch ihre ganzen Wegpunkte vom GPS gegeben und wir haben jetzt noch genauere Angaben über die nächsten Routen. Vor allem haben sie uns definitiv überzeugt, doch nach Simbabwe und nach Mozambique zu fahren. Schon Ruth und Ian schwärmen die ganze Zeit davon. Die beiden Deutschen bliesen ins selbe Rohr und wir werden auf alle Fälle dahin fahren. Aber erst müssen wir erst mal durch die Kongos und eben vor allem Angola!

Zum Znacht machte ich eine Rösti für die ganze Bande, wir arbeiten ja schliesslich für die Völkerverständigung und Liebe geht eh durch den Magen! Es hat allen geschmeckt und wir verbrachten wieder einen tollen Abend zusammen.


28. November: Lambarane – Busch vor Lope

Am Morgen verabschiedeten wir uns von Heike und Stefan. War schön und interessant mit ihnen! Wir haben uns entschieden, den Umweg über Franceville in Richtung Kongo zu nehmen. Zwar wäre der direkte Weg gerade hinunter vielleicht schneller, aber alle haben uns davon abgeraten, da die Pisten in schlechtem Zustand seien. Ausserdem wussten wir von Kerstin und Marc (die beiden Deutschen, die wir in Togo kennenlernten) dass sie mit einem Militärkonvoi da durch fahren mussten. Das wollten wir wirklich nicht und wählten also die längere aber dafür auch die sicherere Route. Zuerst ging es also zurück Richtung Ndjolé und dann Richtung Lope. Nach gut 8 Stunden Fahrzeit fanden wir einen schönen Platz zum Übernachten im Busch. Die Gegend hier wechselt immer zwischen tiefem und schier undurchdringlichem Regenwald, dann wieder Steppe und urplötzlich glaubt man sich in den Highlands von Schottland. Sanfte Hügel, saftig grün – einfach wunderschön! Die Strasse ist zwar nicht geteert, aber in gutem Zustand.

Aber auch das nützt nichts, wenn wieder mal ein Laster irgendwo runterfährt und hoch geholt werden muss… Diesmal mitten im Regenwald und mit Hilfe von Bulldozern und vielen, sehr vielen Truckchauffeuren die mehr oder weniger hilfreiche Vorschläge haben, wie denn dies nun bewerkstelligt werden könnte. Wir hielten uns wohlweislich heraus, machten nur Fotos und harrten der Dinge. Wir harrten etwa zwei Stunden, dann war der Truck (der stand seit gestern da) aus seiner misslichen Lage befreit und wir konnten weiterfahren. Wir genossen einen schönen Sonnenuntergang und Leo durfte dann auch endlich mal einen seiner „Thunder“ anzünden. Wir hatten ihm das versprochen, wenn wir den Äquator überqueren würden, hatten es dann aber vergessen. Er natürlich nicht und der Knall weckte wohl alle Pygmäen im Umkreis von 100 Km!


29. November: Busch vor Lope – Busch vor Franceville

Trotz unserer Befürchtungen wurden wir in der Nacht nicht von Pygmäen überfallen. Könnte ja sein, dass sie denken, wir wollen den 3. Weltkrieg anzetteln mit unserer Knallerei. Dafür schlugen uns dann ausgerechnet Bienen in die Flucht! Am späten Nachmittag, als wir hier ankamen hatte es keine Viecher. Am frühen Morgen wimmelte es dann eben davon. Unmöglich, hier zu Frühstücken! In Rekordzeit haben wir alles zusammengepackt und wir flohen Hals über Kopf.

Wieder führte die Strasse durch dichten Regenwald. Es ist noch schwierig, den Kindern den Klimawandel und den Raubbau zu erklären, wenn man Wochenlang nur tiefsten Dschungel sieht soweit das Auge reicht!

Die Chinesen sind auch hier fleissig am Bauen und die Strasse ist in gutem Zustand, einfach nicht geteert. Am Abend übernachten wir wieder im Busch, diesmal in einer stillgelegten Kiesgrube. Für die Kinder ist es hier das Paradies, sie sind jetzt Forscher und erforschen alles Mögliche ☺

Wir plauderten noch lange mit Ian, Ruth war einfach nur noch müde und hat sich früh verzogen.

Ahja – der Stossdämpfer: Habe vergessen, dass noch zu erklären. Also, der nette Mann aus Lambarene hat einen gebaut und geliefert. Erich baute ihn ein und eben heute musste er nochmal ein wenig nachschrauben, aber es scheint zu funktionieren.

Zum Znacht gab es Curryreis mit Ananas und Kochbanane aber ohne Fleisch. Und Reis mit Viechern! Am Morgen musste ich Reis kaufen und das Säcklein war bereits bewohnt. Ruth meinte nur lapidar, dass das normal sei, man könne die Viecher auch essen, die seien ja dann gekocht! Hallooo? Ich mühte mich ewig damit ab, die biestigen Bestien aus meinem Essen heraus zu fingern. Die letzten wurden dann halt gekocht und zum Glück schwammen sie an der Oberfläche, waren also einfach zum Jagen. Grrrrh – manchmal hasse ich Afrika! Es wäre soooo schön, wenn es nicht soviel grausiges Getier hätte!!!


30. November: Im Busch – Lekoni

Heute war ausschlafen angesagt! Bis acht Uhr! Wir frühstückten ohne Bienen und liessen es gemütlich angehen. Wir wussten noch nicht, wie lange wir fahren würden. Ob wir bereits heute die Grenze zum Kongo machen wollen, oder erst morgen.

Wir beschlossen, es ruhig anzugehen und einfach zu schauen, wie weit wir kommen. Schon bald war Franceville erreicht und hier hatte ich ein ziemlich übles Erlebnis mit einer Polizeikontrolle. Die Polizisten sind in Gabon fast ausschliesslich unfreundlich! Selten mal lächelt einer, zum Plaudern sind sie schon grad gar nicht aufgelegt. Dieser hier schnauzte mich schon an, bevor ich guten Morgen sagte! Wir müssten 48‘000 CFA (96 Franken) Busse bezahlen. Auf meine unschuldige Frage wieso denn? Meinte er: wir seien nicht angegurtet gewesen, das koste halt soviel. Ich erklärte ihm dann, dass der Magirus ein Oldtimer sei, und dass es 1972 schlicht noch gar keine Gurte gegeben hätte. Er darauf, dass sei unser Problem, aber ganz sicher nicht seins. Das ging lange so hin und her. Dann wollte er plötzlich den Prüfungsrapport der letzten Fahrzeugkontrolle sehen. Ich gebe ihm also die graue Karte und natürlich auch das Carnet de passage. Mit beiden Dokumenten wusste er nichts anzufangen und wollte uns zum Polizeiposten mitnehmen. Und wenn ich die Busse jetzt nicht bezahlen würde, dann müssten wir ins Gefängnis. Ich frage nur: Die ganze Familie oder nur der Chauffeur. Grins. Wenn es nur Erich wäre, könnte man ja vielleicht noch verhandeln, oder? War so mein Gedanke. Glücklicherweise wurde er dann hellhörig und fragte, was ich mit Familie meine. Ich erklärte ihm, dass wir mit Kindern reisen würden étc. Dann kam ein älterer Polizist und stauchte den jungen Idioten zusammen, er solle uns fahren lassen. So schnell bin ich noch nie in den Camion geklettert!

Wir fuhren dann durch Franceville hindurch und beim Stadtausgang hatte es erneut eine Polizeikontrolle. Ich ging mit ziemlich grimmigem Gesichtsausdruck auf die beiden los in der Erwartung, dass es wieder Streit geben würde. Nur – diesmal wurde ich mit einem so netten „Bonjour Mama“ (die nennen mich immer alle Mama. Könnte wohl an den grauen Haaren und meinem grazilen Körperbau liegen. Egal…) Die beiden waren so freundlich und wollten alles über uns wissen. Irgendwann fragten sie dann auch noch, ob sie vielleicht unser Haus mal besuchen dürften. Das erlaubten wir natürlich und schossen auch noch ein Foto mit ihrer Erlaubnis. Die beiden haben mich dann mit der Polizei in Gabon wieder versöhnt!

Wir kamen schon früh in Lekoni an, das Hotel war recht schön und wir beschlossen, im Restaurant zu essen. Es schmeckte durchzogen aber naja. Es hatte wieder mal Fleisch auf dem Teller. Und wenn man kalte Pommes-Frites gern hat, dann schmeckte es wohl auch gut…


1. Dezember: Lekoni – Grenzposten Lekety

Nachdem wir uns zuerst mal verfahren hatten – ja, das passiert auch mit dem besten Navi wenn die Karten nicht à jour sind – verliessen wir Gabon in Richtung Kongo. Die Ausreise verlief problemlos, die verschiedenen Grenzposten (Immigration, Polizei, Militär) liegen Kilometerweit auseinander. Die Landschaft ist wieder eher flach und grün, es scheint fast so, als hätten wir den Regenwald nun definitiv hinter uns. Als wir im Kongo einreisen wollten, hatte es am Grenzposten  nur gerade ein etwa 15 Jähriges Mädchen, das uns sagte, wir müssten weiterfahren, der Beamte sei heute nicht zur Arbeit gekommen. Aha. Was nun? In den KONGO einreisen, ohne Stempel im Pass? Aber was sollten wir tun, wir können ja nicht tagelang hier warten in der Hoffnung, dass vielleicht mal jemand auftaucht. Im kleinen Örtchen Mbie trafen wir dann auf die ersten Polizisten die die Ausreise aus Gabon genau kontrollierten und uns in einem grossen, dicken Buch akribisch notierten. Auf unsere Bitte hin, uns die Pässe abzustempeln winkten sie freundlich ab. Sie hätten keinen Stempel hier, der habe der Chef und der sei heute nicht zur Arbeit gekommen. Aha. Schon wieder? Wann arbeiten die eigentlich? Chef im Kongo sollte man sein!

Dann kam die Strecke nach Okoyo, etwa 80 km. Was in einem normalen Leben eine knappe Stunde Fahrzeit bedeutet, entpuppte sich hier als 7 Stunden Schlammrutschpartie, ohne das Ziel zu erreichen. Es hatte in letzter Zeit stark geregnet und die Piste war in wirklich üblem Zustand. Für unseren Schtudegumper ging es ja noch, wir sind recht hoch und haben gute Schlammpneus. Für Ruth und Ian war es jedoch der schlimmste Tag ihrer Reise. Einmal hatte sogar Erich Angst, als er die beiden im Rückspiel sah, als beinahe der Toyota überschlug. Nicht etwa, weil sie schnell gefahren sind, sondern weil die Fahrrinnen so tief waren und sie irgendwie rauskommen wollten und wie hängenblieben. Kann es nicht so gut erklären, es war auf alle Fälle knapp. Ein andermal blieben sie stecken und wären ohne unsere Hilfe nicht mehr rausgekommen. Zu allem Übel war auch deren Seilwinde kaputt und Erich konnte sie mit einem Bergegurt aus der misslichen Situation befreien. Es war wirklich nicht schön das Ganze.

Der Abend rückte immer näher und wir wussten, dass wir es unmöglich schaffen würden, die feste Strasse zu erreichen. Also fragen wir bei der Douane von Lekety ob wir hier übernachten dürften. Ruth war so fertig mit den Nerven, sie hat mir richtig leidgetan. Nach einem Spaghetti-Nachtessen ging es dann zum Glück wieder. Auch wenn wir die ganze Nacht Angst hatten, dass es wieder beginnen würde zu Regnen und die Strassen noch schlimmer werden würde.


2. Dezember: Lekety – Okoyo

Zum Glück regnete es nicht, es sah sogar so aus, dass die Piste leicht abtrocknete. Dennoch machten wir uns nur wenig motiviert erneut auf den Weg in die Schlammschlacht. Wir mussten nur noch etwa 20km zurücklegen, um wieder auf die geteerte Strasse zu kommen. Unterwegs trafen wir immer wieder steckengebliebene LkW’s die voll mit Sand oder Kies beladen waren. Einen davon hat Erich dann sogar herausgezogen. Die Fahrer waren auch sehr dankbar und fragten, ob wir ihnen vielleicht etwas zu Essen geben könnten, sie hätten seit drei Tagen nichts gehabt. Die Mädels stürzten sich mit Feuereifer in den Camion und gaben ihnen Brot. Aber anstatt ein Merci erhielten sie die Aufforderung, sie sollen noch mehr geben, das reiche nicht. War wieder mal sauer – manchmal verstehe ich Afrika wirklich nicht!! Hätte ich drei Tage nichts zu essen bekommen, wäre ich wohl einfach nur hungrig gewesen und froh, überhaupt etwas geschenkt zu bekommen. Naja. Ruths Lieblingsspruch lautet übrigens TIA (this is africa). Und „Tja“ triffts ja eigentlich ganz gut!

Als es etwa nur noch 3 km bis nach Okoyo ging, standen da plötzlich vier Lastwagen hintereinander. Der erste steckte fest und die anderen konnten natürlich nicht durch. Grrr! Also machten sich Erich und Ian auf den Weg um zu schauen, ob sie vielleicht einen Weg durchs Gebüsch finden könnten. Erich wollte ja unbedingt eine Motorsäge mitnehmen und ich hab immer abgewunken, dafür sei nun wirklich nicht auch noch Platz. Ich hatte schon Angst, dass jetzt dann die Kommentare kommen würden, von à la – „Du wolltest die Säge nicht mitnehmen, also geh schon mal Sträucher abhacken“. Schwein gehabt, es gab einen kleinen Weg und unser Schtudegumper machte seinem Namen alle Ehre und hüpfte wie ein junges Reh durchs Gebüsch. Dabei ging zwar blöderweise auch noch der Rückspiegel kaputt, zum Glück aber nur der untere Teil.

In Okoyo angekommen wollten wir uns endlich die so dringend benötigten Stempel von der Immigration abholen. Wir sind schliesslich schon der zweite Tag illegal im Land und ganz wohl war uns da wirklich nicht dabei. Es gab das ewig gleiche Gezänk, auch hier wollten sie plötzlich Geld für einen Stempel. Alles argumentieren, dass das schliesslich ihre Arbeit sei, und dass sie dafür Lohn erhalten würden und wir schon sehr viel Geld fürs Visum bezahlt hätten étc. Alles schien nichts zu fruchten. Plötzlich war ich einfach nur noch sauer und ich fing an, herumzubrüllen und wenn ich endlos genervt bin, sind die Tränen dann auch nicht weit. Ian war von meinem Auftritt so geschockt, dass er nun auch anfing, die Beamten anzuschreien, was ihnen denn in den Sinn komme, dieser armen Frau (mir) eine solche Angst zu machen, das gehe doch einfach nicht. Erich bekam dann wohl irgendwann auch noch das Gefühl, dass er mich jetzt beruhigen müsse und es war ein wirklich herrliches Durcheinander. Die armen Beamten waren von der geballten Schreierei wohl so dermassen baff, dass sie alle Stempel mit viel beruhigenden Worten in die jeweiligen Pässe drückten und einfach nur noch froh waren, dass die Furie (ich) aus ihren Augen verschwand.

Cool.

Mein Name ist jetzt also auch im Kongo ruiniert.

Aber wie sagt meine Lieblingsschwägerin? „Ist dein Name erst mal ruiniert, lebts sich recht ungeniert“.

Sogar im Kongo.

Wir fuhren dann zu der Firma „Fiechter“. Von Heike und Stefan wussten wir, dass es hier einen Ingenieur Namens Michel gibt, der Overlandern eine Unterkunft anbietet. Als wir da ankamen, wurden wir sehr freundlich begrüsst, wir sollen doch erst mal was trinken kommen. Mitten im Nirgendwo sitzen wir also auf einer schönen Terrasse und geniessen ein eiskaltes Bier. Die Kinder übrigens nicht, die bekamen Fanta. Noch selten hat uns etwas besser geschmeckt! Michel hatte noch zu tun und sagte uns, wir sollen uns wie zu Hause fühlen!

Am frühen Abend wollten wir gerade mit Kochen beginnen, als Michel mit einer Gruppe Chinesen ankam. Er meinte, wir sollen das Kochzeugs wegräumen, wir seien selbstverständlich bei ihm zum Essen eingeladen! Unglaublich! Die Chinesen waren dann ganz wild, unseren Schtudi zu besichtigen und machten endlos viele Fotos von und mit den Kindern. Die waren völlig begeistert von unserer Jungmannschaft. Michel meinte dann, er lasse (…) den Kindern vorab etwas zu Essen geben, derweil könnten wir alle zusammen einen Aperitif nehmen. Also durften unsere drei wieder einmal vor einem Fernseher (!) Nachtessen und Nudeln mit Käse geniessen. Welch ein Luxus. Und das an einem weiss gedeckten Tisch! Danach verzogen sie sich in ein klimatisiertes Zimmer und schauten eine DvD nach der anderen.

Derweil durften wir Grossen viel über China erfahren. Zu allererst: Die Chinesen saufen, das glaubt kein Mensch! Schon zum Aperitif schütten sie unzählige Drinks hinunter. Während dem Essen geht es dann nahtlos weiter um zuletzt in einem kollektiven Besäufnis zu Enden. Hätte ich so jetzt nie gedacht. Ruth und ich hielten uns ziemlich vornehm zurück. Erich und Ian hingegen wollten wohl auch mal Chinesen sein. Gut. Es kann auch sein, dass sie schlicht nicht mehr an Alkohol gewöhnt sind. Auf alle Fälle waren die beiden ganz schön hinüber.

Im Verlauf des Abends stellte sich dann heraus, dass der Camion, den wir heute herausgezogen haben, einer eben dieser Chinesen war. Sie sind verantwortlich für den Bau dieses Strassenstücks. Der Generalmanager der Firma war auch anwesend und er wollte natürlich die Fotos sehen. Unzählige Verbeugungen und herzliche Dankesworte entschädigten uns dann für den Frust mit den Chauffeuren nur ein paar Stunden vorher. Als Dank erhielten die Jungs dann ein Chinesischer Schnaps. Der hat sie dann vollends gekillt! So was Grausiges haben wir im Leben noch nicht gesehen! In der Flasche schwammen Skorpione und Seepferdchen nebst allerlei Wurzeln und Kräutern herum. Also die Viecher waren natürlich Tod, aber dank dem hochprozentigen Alkohol vollständig konserviert. Im Zuge der Völkerverständigung wollten die beiden wohl nicht unhöflich sein und stürzten das eingeschenkte Glas mit Todesverachtung hinunter. Na dann, Prost!

Am Ende des Abends musste ich Erich zu den Kindern ins Zimmer schleppen, da er nicht mehr laufen konnte, die Chinesen fuhren alle noch mit dem Auto zurück in ihr Camp und Michel war so dermassen in Plauderlaune, dass wir noch die halbe Nacht diskutierten.

Ein laaaanger Tag!


3. Dezember: Okoyo – im Busch Richtung Brazzaville

Ziemlich verkatert ging es lange, bis wir in die Gänge kamen. Gegen 10 Uhr war es dann aber soweit und wir wollten uns von Michel verabschieden und ihm natürlich auf für seine so grosszügige Gastfreundschaft danken. Sein Koch teilte uns dann aber mit, der Chef sei noch müde und schlafe noch. Hab ich schon mal erwähnt, dass man im Kongo am besten Chef ist? Also hinterliessen wir halt einen kleinen Brief in der Hoffnung, dass es uns irgendwann gelingen wird, uns für alles richtig zu bedanken.

Die Strasse war für die nächsten 60 Km wirklich gut. Schön frisch geteert gings dementsprechend schnell voran. Dann folgte nochmal etwa 40 Km Sandpiste Richtung Oyo. Diese Strecke wird von „unseren“ Chinesen im Moment gebaut. Die Piste war dann aber echt kein Problem, da es zum Glück nicht wieder geregnet hat. Gegen 15 Uhr kamen wir in Oyo an und da es so gut lief, entschieden wir uns, noch 130Km in die nächste Stadt zu fahren. Blöder Entschluss. Die ganze Strecke entpuppte sich dann als üble Kraterpiste und es war bereits tiefe Nacht, als wir ankamen. Das Hotel fanden wir schnell und waren schon dabei, uns zu installieren, als die Besitzerin ankam und über den Preis mit uns reden wollte. Normalerweise bezahlen wir für unsere beiden Autos zwischen 10- und 20‘000 CFA. Hier wollte sie plötzlich 50‘000, ohne WC und Dusche, nur fürs Parkieren. Stillschweigend packten wir unser ganzes bereits ausgeräumtes Zeugs wieder zusammen und fuhren wieder weg. Nochmals 20km (diesmal gute Strasse) aus der Stadt raus in ein superschönes Buschcamp. Uns muss man nicht mehr für blöd verkaufen!


4. Dezember: im Busch – Brazzaville

Wir wussten, dass es heute etwa 300 Km gehen würde bis nach Brazzaville. Nach einer Familiensitzung entschieden wir uns, zu probieren, die Strecke in einem Tag zu machen. Ich hätte lieber unterwegs nochmals übernachtet, da ich Angst vor erneuter Rüttelpiste hatte. Erich und die Mädels waren aber der Meinung, lieber nochmals streng, dafür dann Ruhe. Zum Glück war die Strasse dann nicht so schlimm und wir kamen dann gegen 15 Uhr in der Hauptstadt des Kongos an. Und damit auch schon in die Reichweite der Grenze. Der Fluss Kongo trennt die beiden Kongos und wir können hinüber nach Kinshasa gucken. Das ist aber noch zu weit weg. Also nicht von der Distanz her, sondern einfach „weit weg“ halt. Erst mal in Brazza ankommen und ein wenig ausruhen heisst die Devise!

Am Abend gab es hier im Hotel ein superleckeres Buffet und wir gönnten uns wieder mal ein feines Auswärtsessen. Leider ist es auch ziemlich teuer und wir werden es uns nicht leisten können, alle Tage hier zu essen, aber für heute war es genau das, was wir brauchten!


5. Dezember: Brazzaville

Eigentlich sollte ja heute ein Ruhetag sein! Aber es ist halt immer so: Wenn wir mal nicht fahren, muss gewaschen werden. Zum Glück ist es aber heute heiss und nicht so feucht und die Wäsche trocknet schnell. Manchmal muss ich die Wäsche hier in Zentralafrika dreimal aufhängen und wieder abnehmen, weil es so dermassen feucht ist und einfach nichts trocken ist, wenn wir weiterfahren wollen!

Wir haben übrigens einen neuen Freund gefunden! Didi stammt aus Deutschland und ist ganz allein mit dem Motorrad unterwegs. Wir trafen uns bereits kurz in Yaounde und er kam ein paar Tage vor uns hier an. Eigentlich wollte er gestern weiter, aber es hat geregnet und die Fähre über den Kongo fuhr nicht. Am Sonntag ist kein Fährbetrieb und so muss er halt weiterwarten. Er entpuppt sich als kurzweiliger Unterhalter und die Kinder sind völlig begeistert von ihm. Spätestens als er sie fragt, ob sie nicht Lust hätten, etwas mit ihm zu spielen hatte er sie im Sack!

Wir haben entschieden, alle zusammen über den Kongo zu verschiffen und wollen das morgen mal in Angriff nehmen mit Abklären und Organisieren. Jetzt sind wir schon 8 Leute die gemeinsam unterwegs sind und es ist wirklich unterhaltsam. Irgend einer hat immer etwas zu erzählen und es wird nie langweilig. Den Tag verbringen wir mit Spielen, Plaudern und am Abend mit gemeinsamen Kochen. Schön!


6. Dezember: Brazzaville

Heute Montag machen wir wieder einmal einen Versuch mit Angola. Bei der Botschaft wird uns mitgeteilt, dass es das Visum hier nicht gebe, wir müssen in die DRC nach Matadi fahren. Also nicht Kinshasa wie uns alle anderen Botschaftsangestellten bisher erzählt haben. Die haben echt alle keine Ahnung! Zum ersten Mal hatte ich aber das Gefühl, dass endlich mal einer wusste, wovon er sprach. Er sagte uns auch, wie viel es kosten würde etc. Auf unsere Nachfrage wie das mit der DRC ablaufe, die Touristen ohne Angolavisum gleich wieder zurück in den Kongo schicken meinte er, dass sei bis vor sechs Monaten noch so gewesen, aber das sei jetzt geregelt und wir würden keine Probleme mehr haben. Wir werden sehen!

Zurück beim Hotel gingen Erich und Didi dann an den Hafen hinunter, um abzuklären, wie das mit dem Verschiffen morgen geht. Scheint alles zu klappen, nur wird es wieder mal eine teure Geschichte. Die Überfahrt wird uns viel mehr kosten als jene von Spanien nach Marokko. Die wissen schon, wo das Geld nehmen und natürlich auch, dass wir hinüber müssen. Was solls. Auch das werden wir irgendwie verschmerzen können.

Hier im Hotel ist es leider nicht mehr möglich, das Internet zu benützen. Werde jetzt also auf die Suche nach einem Internetcafé gehen, damit ihr zu Hause endlich wieder mal was zu lesen habt!

Das nächste Mal wenn wir uns melden, sind wir hoffentlich in Namibia!!!!


7. Dezember: Brazzaville – Kinshasa

War leider nichts mit Internet! Stromausfall. Also schreibe ich halt weiter, heute gibt’s viel zu erzählen!!

Schon gestern Abend haben wir alles zusammengepackt, damit wir heute früh losfahren können. Zum Hafen geht’s zwar nur etwa 2km, aber dort ist dann schon die Grenze. Beim Hafen angekommen mussten wir erst mal Hafengebühr zahlen. Als das erledigt war, ging es zur Immigration um uns aus der Republik Kongo zu verabschieden. Alles früh aufstehen nützt nichts, wenn der Chef (…) um neun Uhr immer noch nicht im Büro ist. Da nützte es auch nichts, dass der Schweizer Generalkonsul zufälligerweise grad an der Grenze war und sich darüber freute, Schweizer zu sehen. Er kommt aus der Freiburger Unterstadt, den Namen habe ich im Gewühl aber leider nicht ganz mitbekommen. Nett war es auf alle Fälle und die Welt ist ein Dorf! Als der gnädige Herr Immigrations-Chef sich dann endlich bequemte, war die erste Fähre über den Fluss dann auch schon weg. Inzwischen hatten die Jungs ziemlich zu kämpfen mit der Fährgesellschaft. Plötzlich sollte unser Camion viel zu schwer sein und viel mehr kosten als am Tag vorher abgemacht. Erich, Ian und Didi haben etwa 2 Stunden mit denen diskutiert und gestritten. Hey, ist das immer wieder mühsam!

Als ich dann bei den Ausreiseformalitäten fertig war, ging ich mal nachschauen, wie weit die Jung sind. Schon ziemlich genervt von der Warterei und dass wir die Fähre verpasst haben mischte ich mich dann auch in die Diskussionen ein. Der Typ meinte, für uns seien doch 100 Dollar kein Problem, wir sollten das jetzt einfach bezahlen und gut sei. An dem Morgen war ich grad mal in christlicher Laune und warf ihm an den Kopf, dass ich dafür Beten werde, dass Gott ihm das Bescheissen verzeihen werde. Er fragt ganz baff, ob ich denn Katholikin sei. Klar bin ich das! Besonders im Kongo! Ganz ehrlich, ein ganz klein wenig hatte ich dann schon ein schlechtes Gewissen, vor allem auch, weil mein sehr kurzer Ausflug ins Katholische Leben dann plötzlich die Dinge ins Rollen brachte. Erich grinste nur und schüttelte den Kopf. Egal, wenn es funktioniert bin ich auch da eher pragmatisch eingestellt. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir durften die Fähre um 14 Uhr nehmen.

Was dann folgte gehört wieder in die Kategorie des Unbeschreiblichen! Am besten stellt man sich ganz bildlich einen Ameisenhaufen vor: Da krabbeln die Tiere ja auch alle schwer beladen kreuz und quer und krabbeln auch mal kurzerhand über die anderen Tierchen drüber. Genau so lief es da ab! Die Fähre ist für  behinderte Menschen gratis und sie müssen auch keinen Zoll für die Ware bezahlen. Das hat zur Folge, dass unzählige Menschen im Rollstuhl sitzen. Also, wir glauben zumindest, dass unter den Waren Menschen waren, denn die Rollstühle waren zum Teil Meterhoch beladen! Schlimm war dann, dass die Nichtbehinderten absolut keine Rücksicht auf die Behinderten nahmen.

Unser Schtudegumper passte nur knapp auf die Fähre. Beim Vorderrad bis zur Kante war es vielleicht gerade mal 50 cm, hinten nicht mehr! Als Erich in all dem Gewusel auf die Fähre fuhr, sackte das gesamte Schiff etwa einen halben Meter hinunter. Das war ganz schön eindrücklich! Die etwa 40 minütige Überfahrt ging dann eigentlich problemlos. Wir mussten einfach unheimlich aufpassen, dass niemand auf dem Lastwagen herumklettert oder versucht, etwas zu klauen. Vom Fenster aus habe ich beobachtet, wie junge Männer klauten wie die Raben! Auf meinen empörten Ausruf meinte dann einer, ja, das sei halt so, sie seien arm und wenn sie nicht klauen, würden sie verhungern. Was soll ich da sagen? Wir haben einfach keine Ahnung, WIE hart das Leben hier ist!

Drüben angekommen wurde es dann ganz lustig! Wenn man sich jetzt vorstellt, dass das schön geordnet abgeht und die, die ankommen mal schön runter von der Fähre gehen und die, die raufwollen einfach mal warten – tja –dem ist nicht so! Bereits etwa 2 Meter vor dem Anlegen ging es wild los! Waren wurden hin- und her geworfen, Rollstuhlfahrer wurden skrupellos umgekippt, geh- oder sehbehinderte einfach in eine Ecke gestossen. Unschöne Szenen! Plötzlich pfeift ein Polizist, Didi solle mit dem Motorrad runter. Mitten in das Gewühl hinein. Keine Chance! Erich eilte ihm irgendwie zu Hilfe und Didi musste dann selber die Rampe hochfahren, da wir jetzt runter sollten. Erich schickte mich hinaus, damit ich ihm Zeichen geben könne, vor allem wegem Aufkommen. Der eine Polizist wollte mich aber nicht da haben und wollte mich wegstossen. Nicht mit mir! Ich fing an, ihn anzuschreien, er solle mich nicht anrühren, dass sei MEIN Fahrzeug und ICH sage gefälligst, wann es ok sei. Der schaute mich auch ganz baff an, war sich wohl nicht gewohnt, von einer Frau angebrüllt zu werden. Dann fängt er an, wie wild auf die Menschen um ihn herum mit seinem Stock zu prügeln! Eine ganz alte Frau war nicht so schnell wie er es wohl gerne gehabt hätte und ich fühlte mich – als neugeborene, zwar ungetaufte Katholikin – stark verpflichtet, dem Einhalt zu gebieten. Also schrie ich wieder (ehrlich, normal reden ging bei dem Chaos einfach nicht!) er solle sofort diese Frau in Ruhe lassen, wir würden uns keinen Meter fortbewegen, bis sie heil oben angekommen sei. Himmel nochmal! Irgendwann war es dann geschafft und wir waren alle heil und in einem Stück in der Demokratischen Republik Kongo angekommen. Wir sind in Kinshasa! Im ehemaligen Zaire! Wir, die wir doch aus dem kleinen Dorf hoch oben in den Freiburger Bergen zu Hause sind.

Ich hab mich in dem Moment ehrlich gefragt, was um Himmels Willen wir hier verloren haben. Wir passen hier nicht hin, das ist NICHT unsere Welt!

Grinse grad still vor mich hin. Es hat uns nämlich niemand gezwungen! Unser freier Wille und Wunsch und da sind wir nun. Also weiter ins nächste Chaos. Vorher mussten wir aber auf Ian und Ruth warten. Damit sie auch von der Fähre runterkonnten, musste diejenige wieder ein Stück bewegt werden, da die Rampe ja fix montiert ist. Zum Glück kamen auch unsere Freunde heil an!

Es ging weiter! Jetzt heisst es, uns in der DRC anzumelden. Ich wurde zu einem recht jungen Zollbeamten geleitet, stellvertretend für die ganze Gruppe. Wäre ja eigentlich sinnvoll, dann könnten die anderen jeweilige andere Posten wie Zoll oder Polizei machen. Soweit sind sie hier aber noch nicht. Der junge Typ war extrem schräg! Ich Landei habe ehrlich nicht gemerkt, dass der voll unter Drogen stand! Irgendwann kam Ruth um mir zu helfen und sie sah auf den ersten Blick, dass der high war. Nun, sie gab ja auch in einer Grossstadt in England Schule und hat ein geschulteres Auge in der Beziehung. Es kam mir zwar schon komisch vor, dass er mich die ganze Zeit extrem fixierte. Er hat damit auch nicht aufgehört, wenn er etwas geschrieben hat. Er hat gar nicht aufs Blatt geschaut was er schreibt, sondern die ganze Zeit mit weit aufgerissenen Augen mein Gesicht fixiert. Das ist im Fall ganz schön irritierend und nicht etwa angenehm!

Kürze jetzt mal ab! Alles in Allem haben die beiden Grenzen und die Überfahrt und die Warterei den ganzen Tag gedauert. Nach sieben Stunden kamen wir total geschafft im Camp an. Kinshasa sieht auf den ersten Blick viel organisierter und zivilisierter aus als Brazzaville. Mal schauen, was uns in dem Land erwartet!


8. Dezember: Kinshasa – Matadi

Wir haben eine angenehme erste Nacht in der DRC im „Centre d’Accueil des Protestants“ verbracht. Heute wollen wir aber nach Matadi fahren, da laut der Angola-Botschaft in Brazzaville hier die einzige Möglichkeit besteht, das Visum doch noch zu erhalten.

Wir fahren also wieder zu acht los und kamen nach etwa 7 Stunden in Matadi an. Dort beziehen wir Quartier bei der katholischen Mission. Wenn es jetzt so aussieht, dass wir immer nur bei Kirchen übernachten, dann hat das schon was. Hotels gibt’s wenige und keine und die Missionen empfangen die Overlander mehr oder weniger gerne. Hier in Matadi geht’s einigermassen, aber gleich nebenan hat es zwei Schulen und die Kinder haben als neuen Lieblingssport Steine auf Touristen schmeissen entdeckt. Erst als wir bei den Schwestern intervenieren bessert sich die Situation ein wenig.

Wir sind alle nervös: Morgen haben wir die letzte Chance, das blöde Visum zu erhalten. Mag mir gar nicht vorstellen, was wir machen sollen, wenn es auch hier nicht klappt!


9. Dezember: Matadi

Gegen 9 Uhr marschieren wir fünf und Didi zur Botschaft. Den guten Kilometer laufen wir, Taxis gibt’s keine oder sind bereits besetzt. Total verschwitzt und schon wieder schmutzig (für Botschaften probieren wir immer, anständig und sauber angezogen daher zu kommen…) klopfen wir voller Hoffnung an. Es geht auch nicht lange und ein geschniegelter Beamter empfängt uns VOR der Tür. Wir werden schon gar nicht eingelassen, kein gutes Zeichen. Er hört sich an, was wir wollen und winkt ab! Visas werden nur noch in Kinshasa abgegeben! Wenn die nur endlich mal wüssten, was sie eigentlich wollen. Es ist schier unglaublich, was wir bisher alles mit Angola erlebt haben. Diesmal übernimmt Erich den Part des lästigen Bittstellers und sagt, dass er sich mit dieser Antwort nicht zufrieden gebe. Er erklärt, wo wir schon überall waren, auch dass wir in Kinshasa waren (was zwar nicht stimmt) und dass sie uns von dort hier nach Matadi geschickt hätten. Was das alles eigentlich solle, die Schweiz schicke Millionen Euro an Entwicklungshilfe und sende Blauhelme um sein Land von Minen zu befreien und Angola erlaube sich, mit uns so umzugehen. Der Typ bleibt aber hart und sagt, ER könne schon mal gar nichts machen, wir sollen halt auf den Botschafter warten. Der komme heute nochmal vorbei. Sagts, dreht sich um und lässt uns VOR der Türe in der brütenden Sonne ohne ein weiteres Wort stehen!

Wir setzen uns also hin, haben ja keine Wahl. Sehr wahrscheinlich hat der wohl gedacht, wir würden uns wieder verziehen. Das geht aber nicht, denn zurück nach Kinshasa – immerhin 7 Std Fahrzeit – kommt für uns nicht in Frage, da wir wohl auch von dort weggejagt werden. Also warten wir. Und warten. Und warten.

Nach etwa 2 Stunden kommt eine dunkle Limousine und wir vermuten, dass das wohl der Botschafter ist. Nichts passiert. Dann etwa eine halbe Stunde später kommt ein Fräulein heraus und sagt uns, dass auch der Botschafter nichts für uns machen könne, wir sollen jetzt gehen. Wieder sagt Erich, dass er das nicht akzeptiere, er verlange, mit dem Botschafter persönlich zu sprechen. Die Büroschnecke ist davon alles andere als begeistert, zuckt arrogant mit der Schulter und meint schnippisch, dass das unser Problem sei.

Wieder warten wir.

Plötzlich geht das Tor auf, die schwarze Limousine fährt wieder raus. Aber anstatt an uns vorbei zu brausen steigt der Botschafter aus. Erich geht zu ihm und ist schon darauf vorbereitet, ihm mal zu erklären, wie das mit Menschenrechten sei, und was sie sich eigentlich erlauben, uns so schäbig zu behandeln.

Der Botschafter ist dann aber wider Erwarten sogar recht nett und entschuldigt sich, dass er uns nicht habe empfangen können, er müsse in dringenden Angelegenheiten gleich wieder weg. Er habe mit den Angestellten gesprochen und er würde sein Möglichstes tun, damit wir das Visum am Montag erhalten würden! Sprachs, steigt ein und fährt weg. Die Bürozicke kommt echt eingeschnappt dahergestöckelt und giftet Erich an, er müsse sofort zur Bank und die Gebühren (über 500 US-Dollar) einzahlen und mit der Quittung zurückkommen. Derweil könne sie ja schon mal mit den Kindern und mir die Anträge ausfüllen. Dreht sich um und zischt weg. Jetzt kommt also doch plötzlich Bewegung in die Geschichte. Wir entscheiden, nicht weiter empört zu gucken, sondern jetzt sofort zu machen was sie sagen. Erich und Didi speeden zur Bank und ich warte hinter der grossen Tür mit den Kindern wie bestellt und nicht abgeholt. Wieder eine Viertelstunde später werden wir dann in ein klimatisiertes Büro gebeten. Welch eine Wohltat. Die Zicke erledigt ihre Arbeit mit uns und ist die ganze Zeit eingeschnappt. Die Kinder sind recht verschüchtert, es war der Horror für mich. Am liebsten wäre ich der dummen Kuh ins Gesicht gesprungen und hätte ihre blöde Fratze zerkratzt. Wofür hält die sich eigentlich? Meine Kinder haben es schlicht nicht verdient, so schäbig behandelt zu werden! Irgendwann waren dann alle Bögen ausgefüllt und die Kinder und ich wurden wieder nach draussen VOR die Tür geschickt. Da setzten wir uns also wieder hin und warteten auf Erich und Didi. Geld einzahlen in Afrika ist keine einfache Geschichte und vor allem geht das sehr langsam! Warum auch immer – es bleibt uns ein Rätsel.

In der Zwischenzeit rauscht der Herr Botschafter wieder an und ich denke mal, dass es ihm gar nicht gepasst hat, dass wir immer noch draussen herumsitzen. Auf alle Fälle habe ich gehört, dass er den Wächter angeschrien hat. Muss ja auch blöd aussehen, dass da eine Familie mit kleinen Kindern stundenlang herumsitzt und nicht eingelassen wird. Gleich nebenan hatte es einen Markt und die Leute haben uns ja alle gesehen und sich sicher auch gefragt, was das eigentlich soll. Mir wäre das auf alle Fälle peinlich gewesen!

Als die Jungs eine Stunde später endlich ankamen ging es dann ruck zuck. Plötzlich hiess es dann aber, dass es wohl Dienstag werde und nicht Montag.

Wir werden sehen.

Am späten Nachmittag kamen wir endlich zurück zum Camp. Ruth und Ian waren schon krank vor Sorge. Sie wussten ja nicht, wie es bei uns ablief und weshalb alles so lange dauerte.

Wir entschieden uns dann, nach Songololo zu fahren. Das ist ein kleines Dorf an der Grenze zu Angola. Dort wollen wir die Grenze dann überqueren, wenn wir das blöde Papier irgendwann haben. Hier in der grossen Stadt und dem vielen Lärm wollen wir nicht übers Wochenende warten. Ruth, Ian und auch Didi haben entschieden, dass sie auf uns warten wollen und nicht alleine durch Angola wollen. Wir haben uns richtig angefreundet und sie wollen uns moralisch unterstützen. Ich bin ganz gerührt und freue mich sehr darüber, auch wenn ich natürlich verstanden hätte, wenn sie jetzt losgefahren wären. Sie haben das Visum ja schon und könnten in 5 Tagen in Namibia sein!


10. Dezember: Matadi – Songololo

Am Morgen gehen Erich und Didi nochmals zur Angolabotschaft. Sie wollen abklären, ob es möglich sei, dass Didi unsere Pässe abholen kommt. Er ist mit seinem Motorrad natürlich sehr viel schneller unterwegs als wir mit unserem Schtudegumper. Die Zicke erklärt sich damit einverstanden…

Wir nehmens gemütlich mit alles Zusammenpacken, wir haben ja nur etwa 2 Stunden Fahrzeit vor uns.

In Songololo angekommen, werden wir vom Pfarrer der Kirche St. Joseph überaus freundlich empfangen. Der Platz ist sehr, sehr ruhig. Natürlich hat es auch hier viele Kinder die uns die ganze Zeit bestaunen. Wir werden aber nicht wirklich belästigt, es ist toll hier.

Auch heute kochen wir wieder gemeinsam und Didi ist unglaublich toll mit den Kindern. Ich befürchte schon jetzt den Moment, an dem es von ihm Abschied nehmen heisst. Er hat konstant gute Laune. Also nicht in der Art von extrem mühsam gut gelaunt, sondern einfach immer gut drauf. Dadurch, dass er sonst immer alleine unterwegs ist, geniesst er den Trubel unserer Truppe auch und ist immer so dankbar, auch für die kleinsten Sächelchen. Eine wirklich tolle Bereicherung auf unserer Reise!


11. Dezember: Songololo

Ausschlafen! Ich erinnere mich schon gar nicht mehr, wann wir dies zuletzt konnten! Leider haben Yelena und Lara ein wenig mit Magenproblemen zu kämpfen. Aber sonst ist die Moral der Truppe gut. Wir geniessen den Tag mit Nichts tun. Sogar die Wäsche lasse ich einfach liegen. Ich hoffe, dass ich dann in Namibia bei Fabienne die Maschine brauchen kann und lasse die Dreckwäsche einfach liegen!

Am Nachmittag wurde ich dann sogar vom Schulradio der DRC interviewt! Ein Journalist hat hier in der Schule eine Schulstunde aufgenommen um das im Radio auszustrahlen. Da die Kinder so unendlich schön gesungen haben, habe ich den Lehrer gefragt, ob ich mich hinten hinsetzen dürfe und zuschauen könne. Der war ganz erfreut und am Schluss der Aufnahme hat mich dann der Journalist gebeten, ein paar Fragen zu beantworten. Wow. Habe zwar ein bisschen geschlottert und war ziemlich nervös, aber es ging recht gut.

Im Anschluss habe ich noch lange mit dem Lehrer gesprochen und er fragte mich, ob ich am Montag eine Stunde in der Schule etwas von uns erzählen könne. Natürlich sagte ich zu, freue mich schon darauf!

Am Abend spielten wir dann „Mensch ärgere dich nicht“ mit Didi. Himmel, so sehr gelacht haben wir alle schon lange nicht mehr. Didi hat jetzt auch einen Übernamen, ab sofort heisst er Mister 150. Er gibt nämlich immer 150 Prozent. Auch bei Gesellschaftsspielen. Da kennt er kein Pardon und ist mit Feuereifer dabei. Herrlich, ihm und den Kinder zuzuschauen!


12. Dezember: Songololo

Heute Sonntag waren wir in der Messe! Jaja, wenn man schon die ganze Zeit von der Gastfreundschaft von verschiedenen Missionen, Klöster und Pfarreien profitiert gehört das einfach dazu! Die Messe war sehr schön, auch wenn wir nichts davon verstanden haben, sie wurde in der Einheimischen Sprache abgehalten. Während der Vikar etwas gelesen hat, kam der Pfarrer durch die ganze Kirche hindurch zu uns, wir sassen ganz zuhinderst. Er hat uns eine Bibel gebracht und mir gezeigt, was sie gerade lesen. Heute ist der dritte Advent und der steht im Zeichen des Wartens. Der Pfarrer sagte dann auch auf Französisch, dass man geduldig sein soll. Für uns passt es gerade sehr gut. Und ich habe mich entschieden, die Predigt zu Herzen zu nehmen und will versuchen, geduldiger zu sein…

Am Ende der Messe forderte der Pfarrer uns auf, nach vorne zur Kanzel zu kommen. Er hat uns seiner Gemeinde vorgestellt und erklärt, wer wir sind und was wir hier machen. Ich bedankte mich dann im Namen aller für den Herzlichen Empfang. Die ganze Gemeinde hat dann sogar für uns gebetet, dass wir das Angolavisum schnell erhalten würden! Der Pfarrer hat das im Vorfeld erklärt, dass wir darauf warten würden. Es ist unglaublich, wie herzlich und lieb die Leute hier sind.

Das erleben wir immer und immer wieder in Afrika! Zum Teil erleben wir absolute Horrorszenarien und manchmal am selben Tag so unglaublich schönes, dass es einem schier das Herz zerbricht. Erich hat es mal auf den Punkt gebracht, als wir so diskutierten, was wir dann zu Hause erzählen wollen, wenn uns jemand danach fragen sollte, wie es denn war: Das absolut schönste und das absolut schlimmste was wir in unserem Leben bisher erlebten!

Da wir hier massig viel Zeit haben – die wir eigentlich gar nicht haben, denn wir wollen ja nach Namibia Beno am Flughafen abholen – haben wir Zeit um zum Spielen, Lernen und heute mal Pizza backen. Zwar war die Pizza ohne Käse, aber es hat herrlich geschmeckt.

Am Abend gabs dann die schon lang versprochene Buschdisco und danach hat Didi mit den Kindern „Beruferaten“ gespielt. Erich und Ian haben sich hinter ihren Büchern verkrochen und Ruth ging früh schlafen. Und ich tippe wieder mal gemütlich einen Tagesbericht!


13. Dezember: Songololo

Es regnet!! An und für sich wäre das ja nicht unbedingt einen Tagebucheintrag wert. Da aber hier in Songololo die Kinder nicht zur Schule gehen, wenn es regnet fällt mein Programm buchstäblich ins Wasser. Wir wollten ja heute in der Schule einen Vortrag über die Schweiz machen. Schade drum, aber vor leeren Schulbänken hält sich der Spass natürlich in Grenzen…

Gegen 11 Uhr kam der erlösende Anruf des Botschafters. Das Visum sei bereit, sogar schon seit Samstagabend (!!!!...????) – er habe uns in Matadi gesucht aber nicht mehr beim Kloster vorgefunden. Toll. Hätten wir also schon gestern losfahren können. Nun, wir hätten die schöne Messe verpasst, drum passt es schon.

Didi ist bereit mit seinem Motorrad nach Matadi zu fahren und für uns die Pässe abzuholen. Nach einer knappen Stunde ruft er an – er habe eine Panne! Super. Es kommt mir fast so vor, als ob da im Himmel oben jemand alles erdenklich mögliche macht, um uns davon abzuhalten durch Angola zu fahren!

Also fahren Erich und Ian mit Didis Alukisten los, um ihm Ersatzteile und Werkzeug zu bringen. Wir anderen warten inzwischen beim Unterstand den ganzen Nachmittag, in der Hoffnung, dass es vielleicht doch noch reicht um die DRC-Grenze zu absolvieren und am frühen Morgen in Angola einzureisen.

Klappt leider nicht. Die Jungs kommen erst gegen 18 Uhr klitschnass und ausgehungert zurück. Die Grenze ist schon zu und es bringt nichts, jetzt noch loszufahren. Leicht gefrustet und ein wenig nervös gehen wir zu Bett. Morgen geht’s endlich nach Angola!!